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"EXIL"
DAS MPT AUF ABWEGEN
IN SCHLESWIG-HOLSTEIN


(c) MPT-Verlag, Lünen





Prolog
Einst
05.07.1996
08.07.1996
10.07.1996
12.07.1996
14.07.1996
15.07.1996
16.07.1996
17.07.1996
18.07.1996
19.07.1996
20.07.1996
21.07.1996
22.07.1996
23.07.1996
24.07.1996
25.07.1996
26.07.1996
27.07.1996
Anhang1
Anhang2
Anhang3
Anhang4
Anhang5
Anhang6
Anhang7
Anhang8







Prolog

Willkommen geneigter Leser zu dieser einmaligen Lektüre. Zunächst einmal müssen wir uns dafür bedanken, daß Sie sich für dieses Buch entschieden haben. Dieser Entschluß zeigt literarischen Geschmack und Fachkenntnis.
Wir haben lange recherchiert und gearbeitet, um Ihnen dieses einmalige Erlebnis, das uns widerfuhr, näherzubringen. Es hat unendlich viel Spaß gemacht, die Reise zu planen, durchzuführen und später für Sie aufzuarbeiten. Das Bearbeiten des Logbuches, des Bildmaterials sowie weiterer Dokumente hatte den großen Vorteil, daß man diese geniale Fahrt noch einmal reflektieren konnte und sie nicht einfach wieder vergaß. Mit dem vorliegenden Buch haben wir ein Stück Erinnerung festgehalten, das uns helfen wird - auch über Jahre hinweg - Gedanken an eine faszinierende Tour aufzufrischen.
Wir wollen Sie nicht länger von dem Vergnügen abhalten und wünschen Ihnen nun viel Spaß beim Lesen oder einfach nur Schmökern in diesem genialen Reisebericht.

Lünen, den 28.01.1997







Inhalt

Einst


Einst (lat.: olim) beschlossen die Mommsens - das sind wir, der Gernot und der Ulfried - eine Reise zu bestreiten.
Lange (lat.: longe) zuvor hatten wir schon mit dem Planen begonnen (Das mit Frankreich, Italien, Norwegen, Schweden, USA würde jetzt den Rahmen sprengen). Schließlich und letztendlich (lat.: tandem; Den, der jetzt an Fahrrad denkt, bitten wir, hier diese geniale Lektüre zu beenden, da sein IQ für den Rest des Buches ebenfalls nicht ausreichen wird.) fiel die Auswahl auf die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. (Ihr wißt es sicherlich schon alle: Es handelt sich natürlich nicht um Karlsruhe - wir wissen wirklich nicht, wie ihr gerade darauf kommt - es ist auch nicht Berlin, wie manche von euch vermuten könnten, sondern Kiel.)

Wir beginnen nun mit der detaillierten Erzählung an jenem Tag, an dem wir unsere ersten Reisevorbereitungen trafen.





Inhalt

Freitag, den 05.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Andreas S. gewidmet.


Zunächst (lat.: prima) bestand der Beschluß.
Ulfried lud das zerborstene Fahrrad in den Geländewagen und fuhr dann zu Gernot, dem er zuvor kundgetan hatte, daß er käme. Gemeinsam (lat.: una), also praktisch zusammen (lat.: una), fuhren wir dann vereint (lat.: una) gen Lünen, wo wir doch tatsächlich ankamen. Nach (lat.: post) ein paar Orientierungsschwierigkeiten fanden wir dann auch einen Parkplatz.
Gemeinsam (lat.: una - ihr kennt das Spiel) trugen wir die Stücke Fahrrad zu Fahrrad (oh pardon: fahr'Rad (siehe dazu auch Anhang 6)). Dort verlachte (lat.: derisit) man uns ob dieses Wasserrohr-Fahrrads. Erbost und mit hochrotem Kopfe verließen wir das Ladenlokal und bewegten uns flugs via Bäckerstraße zu "Fotostudio Seligmann", wo wir mit einem Gesicht empfangen wurden. Dieses war, mit Verlaub, sehr hübsch. Es besaß sogar einen Besatzer (ups: Besitzer). Dieser Besitzer war eine junge Dame (und fragen Sie uns nicht, was für eine). Gut sah sie aus und hatte sogar ..., aber das würde zu weit führen. Nun denn, wir kauften einige Filme (6 Stück an der Zahl), und nachdem wir etwas geweint hatten, gab uns der BOSS noch drei Gutscheine von der vorherigen Woche mit auf den Weg.
Wir verließen die Stadt danach schnurschnacks... strurnacks... sturschaaksch... hrämnhm... so jetzt aber...schnurstracks. Wir verfuhren uns auf dem Rückweg in einer Gasse (siehe Skizze).







Inhalt

Montag, den 08.07.1996


Dieser Tagesbericht ist dem Monster aus Taizé gewidmet.


Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Erneut betraten wir das Territorium der Lüner City. Und wieder gingen wir zu "Fotostudio Seligmann" zum Gesicht. Der BOSS tappste in der Fußgängerzone vor dem Ladenlokal herum und zeigte den Leuten seinen Oberlippenbrenner. Dort kauften wir zwei Schwarz-Weiß-Filme. Dann informierten wir uns über das fahr'Rad-Fahrrad von Stevens und verließen schleunigst die Inner-Ghetto-Zone Lünens.


Zu diesem "Loch" siehe Anhang 6




Inhalt

Mittwoch, den 10.07.1996


Dieser Tagesbericht ist dem bösen Björn S. gewidmet.


Wir Mommsen-Brothers waren auf drei Uhr verabredet, doch es zerlief sich. Gernot war bereits in der City, wo Ulfried nicht war, da er sich zu Hause aufhielt, wo Gernot jedoch nicht anwesend war. Und dieser rief deshalb jenen dort an, wo er laut Auskunft Helgas (Stütze des Hauses Mommsen) nicht mehr war. Aber er war es insgeheim doch. Ulfried rief nämlich Gernot zu Hause an, da dieser nicht erschien, sondern in der City war, wo sich eben Ulfried nicht befand. So kam es dann, daß Ulfried allein in die City fahren mußte, wo Gernot auch war, allerdings nicht dort, wo Ulfried war.
Aufgrund des Mommsen-Detektors fanden wir uns dennoch relativ schnell. Wir flanierten gemeinsam (lat.: una) zu Peek & Cloppenburg, dann zu C & A, wo wir für Geld ein Hemd erstanden, womit man zurück zu P & C ging, um eine zum Hemd passende Weste zu ergattern, was gelang.
Aufgrund (lat.: ad causa) einiger Mißkomponenten wurden wir getrennt. Der Mommsen-Detektor führte uns natürlich wieder zusammen. Sodann verließ man gemeinsam die City, um zum Bahnhof zu gelangen. Wir erreichten ihn glücklich.
Beim Eintreten trafen wir Brothers auf ein gar seltsames Wesen, das quiekende Laute von sich gab (fast wie ein Mädchen). Wegen dieses Auftretens und der vorliegenden Merkmale tauften wir es "Julia S.". Um das Winseln zu unterbinden, versprachen wir ihm eine Postkarte aus Kiel.
Trotz dieser Verzögerung kauften wir das Wochenendticket und die Fahrradscheine, die uns zum Ziel unserer Träume führen sollten. Alsbald gingen wir wieder nach Hause und!
Ein Vesikel verzögerte die Entscheidung, ob die Langeland-Adventure-Tour stattfinden sollte, oder nicht. Nun, das Vesikel wurde beseitigt, und wir beschlossen, die Langeland-Fahrt doch zu unternehmen.


Unsere Residenz im sonnenverwöhnten Kiel: Die “Hazienda Aner”





Inhalt

Freitag, den 12.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Jürgen K. gewidmet.


Wir haben eine wunderschöne gelbe Kladde bei “Askania” erhalten und sofort einiges hineingeschrieben, wie Ihr, verehrtes Leserpublikum, nur insoweit feststellen könnt, als Ihr hier diesen Text vorliegen habt, der jener Kladde entstammt. Sie diente nämlich als persönliches Reiselogbuch der Mommsen-Brothers. Jene wurde mit dem Titel betitelt “Das Mommsen-Kiel-Langeland-’96-Adventure-Tour-Logbuch” und ist nur gegen eine Gebühr von 10 DM pro Sekunde einzusehen. Diese befindet sich im Mommsen-Safe eines Schweizer Nummernkontos und ist nur über uns zu erreichen.


Gernot mit dem Logbuch.




Inhalt

Sonntag, den 14.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Jabba The Hutt gewidmet.


Endlich (lat.: tandem) ist es soweit. Ulfried stand um vier Uhr auf, Gernot um halb fünf. Wir beide waren aufs Äußerste gespannt. So begab es sich, daß wir uns mit den bepackten Fahrrädern bei Ulfried trafen. Obwohl dieser noch nicht, ähh, ganz fertig war, ging's trotzdem recht flugs zum Bahnhof. Skurrilerweise konnte man entgegen den Erwartungen mit den vollbeladenen Fahrrädern noch fahren. Prompt kamen wir auch pünktlich an. Die Räder wurden aber dennoch zur Last, als wir sie die "marmornen" Stufen des "Zugpalastes" Lünen emporhieven mußten.


Das berühmte Harenberg-Haus

Getrost bestogen wir den Zug um 6:16 Uhr nach Do-HBf, der, obschon die Eintrittsluke sehr mickrig war, dennoch unseren Qualitätsansprüchen zu Genüge tat, da er voll leer war (Dies ist ein Paradoxon). In Do-HBf ereignete sich NICHTS, bis auf eine Rolltreppe. Den Check-In absolvierten wir dort um 6:44 Uhr. Unser erster Umstieg, den wir in vier Minuten hinter uns brachten, stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten.
Nun hockten wir im Zug nach Bielefeld, und die Uhr schlug. Eine plumpe Dame, die wir an dieser Stelle "Plumpel" tauften, fragte uns während dieser Zugfahrt nach Werkzeug. Unglaublich war das!
Man muß sich dabei vorstellen, daß es zehn nach sieben war und der Zug gerade auch fuhr. Sie verlangte nach einem "spitzen Gegenstand", mit dem sie sich entweder selbst martern wollte oder, was wir ebenfalls in Erwägung zogen, daß kurz darauf ihr Gegenüber mit Gernots grünem Taschenmesser im Rücken den Zug übereilt verläßt.
Geraume Zeit später brachte uns das Plumpel, als wir gerade in Hamm (Westfurt) landeten, Gernots Taschenmesser wieder. Es war ein dickes Ereignis.
Nunmehr betrug es 7:24 Uhr, und in Hamm (Westfurt) überschlugen sich die Ereignisse. Wenige Augenblicke zuvor stürmte an Gernot ein "TYP" vorbei und rempelte ihn dabei an. Grund für diese Unverforenheit war wohl, daß dieser Typ anscheinend beim Verrichten seines Geschäftes gestört worden war. Darauf deuteten nämlich seine hochroten Augen und die herunterhängenden Hosenträger hin.
Desweiteren wurden wir zum ersten Mal von einem Zug-Gardisten nach unseren Reisescheinen gefragt. Aufgrund seiner elfischen Gewandtheit entging er jedoch unserer Fotolinse.
Zuletzt bestog eine Gruppe Camper oder ähnliches Gesocks den Tür-Durchgangsbereich, verließ diesen aber wenige Minuten später aus unerfindlichen Gründen. Sie hinterließen jedoch eine mysteriöse Sacktasche, in der wir eine Schachtelbombe mit Kabeln und Steckern sowie Plastikbomben-Material vermuteten. Deshalb schmissen wir unversehens die Tasche durch ein Fensterloch in die vorbeirauschende Umwelt, die so leider zerstört wurde. Allerdings retteten wir andererseits das Leben der Zugpassagiere.
Ab 7:34 Uhr stieg die Anzahl der "TYPEN" drastisch als auch dramatisch an. Es war zum Haareraufen. Andauernd liefen dort Leute durch den Einstiegsbereich (ca. 10 Personen pro Minute). Das Plumpel strickte gerade mit seinen dicken Wurstfingern.
Plötzlich erreichten wir um 7:58 Uhr Rheda-Wiedenbrück. Eine kurz zuvor erklongene Durchsage lautete: "Der Schaffner bittet zum Lokführer. Der Schaffner bitte einmal zum Lokführer. Zum Lokführer bitte einmal der Lokführer."
In den letzten zehn Minuten dieser Etappe leistete uns eine Gruppe Crazy-Surfer Gesellschaft. Diese Gruppe bestand aus three boys und two really lovely girls. Leider wollten die letzteren nicht mit uns nach Kiel kommen, sondern mit den boys nach Sylt fahren, um dort ihre Surfkünste zu testen.
Mit einer ungeheuren Verspätung kam die Postkutsche, pardon, der Zug um 8:20 Uhr in Bielefeld an, von wo im selbigen Moment der nächste Zug gen Uelzen losfahren sollte. Der Umstieg gestaltete sich trotz fehlendem Fahrradabteils glücklich und rechtzeitig.
Zunächst hatten wir dem Ausruf eines tölpelhaften Passagiers geglaubt, der wahnwitzigerweise meinte, daß es ein Fahrradabteil gäbe, nach dem wir verzweifelt suchten und es natürlich nicht finden konnten, weil es nicht vorhanden war. Trotz dieses Blödar...es (An dieser Stelle wurde zensiert.), der falsche Informationen rumblökte, stemmten wir kurzerhand unsere Fahrräder in den Ausstiegsbereich eines Waggons, um wenigstens auf diese Weise in den Zug zu gelangen.
Die Leiche des tölpelhaften Passagiers wurde wenige Tage später in den nahegelegenen Sümpfen gefunden. Wir waren es natürlich nicht. Wir sind nicht schuld, er hat es selber so gewollt.
Urplötzlich stürmte ein Schwarm netter alter Damen aus den Altenclubheim Sößlingen hinein. Es gab ein heftiges Klatschen und Tratschen. Beim Mommsen-Tempel - dieser ist von der Porta Westfalica aus zu bewundern - stieg das Grüppchen aus, um jenes einmalige Monument, von dem es auf der ganzen Welt tausende gibt, zu besichtigen.
Danach maßen wir uns in einer Partie Schach, welche schon nach kurzer Zeit mit der bedingungslosen Kapitulation Ulfrieds endete. Nachdem er den Vertrag über seine alleinige Kriegsschuld und die Reparationen unterzeichnet hatte und Gernot ihm als Trostpreis, damit er nicht weinte, ein "Corny Banane" geschenkt hatte, waren wir in Haste-Han, worauf nur ein bloßes "Hein" (dies ist ein französischer Ausdruck für punktuelles Unverständnis oder aber auch Mißbehagen) von Ulfried erklong.
In Celle, als wir gerade erneut eine erbitterte Schachpartie, bei der um jeden Bauern gekämpft wurde, führten, passierte dann etwas schier Unerhörtes. Anscheinend grundlos stiegen jene Punks, die im Nachbarabteil gesessen hatten, aus, um zwei Waggons später wieder einzusteigen. Dann marschierten sie durch unser Abteil in ihr ursprüngliches zurück. Mit sich führten sie drei Hunde und diverse Getränke. Dieses Umsteigen schien die Bahnbeamten in arges Entsetzen versetzt zu haben, denn durch den Bahnhofslautsprecher taten sie kund: "Der Zug kann leider nicht weiterfahren, da erst unerwünschte Personen entfernt werden müssen!" Zu diesem Zeitpunkt war es 10:37 Uhr.
Zuerst fühlten wir uns mit unseren sperrigen Fahrrädern angesprochen, aber es stellte sich heraus, daß es sich bei den "unerwünschten Personen" wohl um die Punks handelte, was uns eigentlich erstaunte, da diese sich ruhig verhielten. Nach einer halben Stunde erschienen tapfere Polizeibeamte mit Schußwaffen und Schlagstöcken.
Die feigen Bahnbeamten, die sich vorher in ihrem Glasbunker verkrochen und nur ab und zu herausgelugt hatten, nahmen nun all ihren Mut zusammen und kamen dort heraus, um, versteckt hinter den Ordnungshütern, mehr am Geschehen beteiligt zu sein. Dieses Ereignis stimmte uns sehr nachdenklich.


Auf diesem Bild erkennt man (von vorne nach hinten): Böser Punk, rote Zugtür, tapferer Polizist mit Schlagstock in der linken und MG in der rechten Hand (MG leider nicht ganz zu sehen), feiger Bahnbeamter im Glasbunker.

Im Zuge unserer Aufzeichnungen wurden wir von einem netten Mädchen gefragt, ob wir auch nach Hamburg führen, mußten dies aber verneinen. Zum Glück hatten wir in Uelzen planmäßig noch eine Stunde Aufenthaltszeit, so daß wir hoffen konnten, unseren Anschlußzug noch zu bekommen.
Nach dem "Entfernen" der Punks durch die Sicherheitskräfte gab der Zugführer Gas, so daß wir schon um ca. 12:35 Uhr in Uelzen waren, also nicht zu sehr verspätet. Zu unserem Erstaunen lief der für 12:48 Uhr angepriesene Zug schon um 12:05 Uhr ein und hatte zudem noch ein schönes Fahrradabteil. Doch wir blieben dort nicht lange allein.
Zuerst kamen zwei Mädchen aus dem deutschen Osten und danach eine Horde Jungs, die auch nach Kiel wollte. Daraufhin stieß noch die "Superfrau" mit ihrem Freund hinzu. Die beiden hatten wir schon im Zug nach Uelzen gesehen. Zu guter Letzt machte sich dann noch ein Sachse mit seiner Familie im Fahrradabteil breit, woraufhin er prompt von einem der "Jungs" in gröbstem Maße aufs Korn genommen wurde.
Fortan saßen wir im Personenabteil, während unsere Fahrräder im Fahrradabteil angeschnallt waren. Leider waren in jenem inzwischen so viele Räder, daß wir befürchten mußten, in Lüneburg könne es recht knapp mit dem Umsteigen werden. Wir ahnten eine Bredouille.
Überraschenderweise stiegen in Uelzen auch wieder die Punks ein. Die "Superfrau" war sehr engagiert. Um ca. 13:15 Uhr erreichten wir Lüneburg (mit sieben Minuten Verspätung) und erhaschten den Anschlußzug natürlich nicht.
Das Entladen der Fahrräder verlief aufgrund guter Zusammenarbeit aller Beteiligten wider Erwarten sehr zügig. Mit den vier "Jungs", die ja auch nach Kiel wollten, und der "Superfrau" mit ihrem Freund, die sich beide auf dem Weg zum Hansapark befanden, warteten wir dann auf den Zug nach Lübeck (planmäßige Abfahrt 14:13 Uhr). Zu unserer größten Überraschung lief auf diesem Bahnhof sogar Stefan Raab herum. Er trug eine Eisenbahnmütze auf dem Kopf.
Der Zug nach Lübeck stellte eine Enttäuschung dar: Er bestand aus nur zwei Waggons mit einem winzigen Fahrradabteil für den gesamten anstehenden Bike-Mob. Da der Schaffner den Leuten verbot, mehr als vier Fahrräder in das dafür vorgesehene Abteil zu stellen (Original-Ton Schaffner: "Es muß ein Durchgang frei bleiben!"), drängten sich in jeder freien Ecke die Drahtesel.
Weil einige faule Fahrgäste nicht ihren Sitzplatz im Ausgangsbereich zur Verfügung stellen wollten, hätten die "Superfrau" und ihr Freund um ein Haar nicht mitfahren können. Drei freundliche redselig-rüstige runzlige radfahrende Rentner und wir rückten aber für die beiden eng zusammen.


Von rechts hinten nach links vorne: Die Superfrau, zwei der drei redselig-rüstigen runzligen radfahrenden Rentner, der blasenschwache Akrobat.

Kaum waren wir losgefahren, setzte auch schon der Sturm der blasenschwachen "Typen" und "Tussis" auf das Wasser-Klosett ein, vor dem der Fahrradhaufen parkte. So begab es sich also, daß die meisten ihren Harn hochziehen und ausspucken mußten, einige Tollkühne jedoch schwangen sich mit atemberaubender akrobatischer Finesse über den Zweiradpulk. Die dem Platzen nahe Blase trieb sie zu Höchstleistungen an.
Im letzten Drittel dieser Zufahrt, nachdem sich das Abteil etwas geleert hatte, gesellte sich eine Frau zu uns, die ein Kleinkind und ein Mittelkind mit sich führte. Ersteres schrie penetrant in unser aller Ohren und lockerte die Atmosphäre in keiner Weise, letzteres störte mit seinem äffischen Gebaren nur den freien Durchblick auf den Fußboden.
Nicht zu vergessen ist auch eine, ja gar unscheinbar wirkende, Person, die uns auf diesem Teilstück begleitete. Es war eine messerscharfe, kühle und abgebrühte Blondine, die uns weder eines Blickes noch eines Wortes würdigte. Nur das nervige Kleinkind (Blag) brachte sie mit seiner törichten Dummheit zum Lächeln, was ein delikater Anblick war.
Als in Lübeck eingetroffen, trennte sich der Weg der "Superfrau" von dem unsrigen. Unser letzter Zug, jener nach Kiel, sollte gegen 16:01 Uhr landen. Bald darauf klebten wir wieder wie die Ölsardinen im Lübeck-Kiel-Zug und betrachteten das Ehepaar, das mit einem Tandem unterwegs war und für 165 DM von Kiel nach Göteborg übersetzen wollte.
Nichtsdestotrotz vergaß Ulfried, seine Großmutter telefonisch anzurufen und ihr so unser - von der Deutschen Bundesbahn verschuldet - verspätetes Ankommen mitzuteilen. (Dieses Fehlverhalten der DB war nicht wiedergutzumachen.) Wir hofften, bei Frau Aner deshalb nicht in Ungnade zu fallen.
Wir fielen unsseidank nicht. Kurz nach unserer Ankunft, die wir um ca. 17:15 Uhr endlich (lat.: tandem) vollzogen, holte sie flugs unser Gepäck vom Bahnhof ab, denn wir mußten, aufgrund der Tatsache, daß wir Fahrräder dabei hatten, unsere Fahrräder und uns selbst per Fahrrad in die Lindenallee fahren.
Zwischen zwei delikaten Mahlzeiten präparierten wir unser Schlafgemach, aus dem der kleine Jens-Ole, Ulfrieds Vetter, ratzfatz ausquartiert worden war. Jens-Ole ist ein knuffiges kleines Kerlchen, das uns oft schmunzeln läßt. Er sah sich gerade "Sissi die junge Kaiserin" an, während wir am Busen der Natur hingen. An diesem Abend überfiel uns der Schlaf schnell, aber abrupt im Bett.





Inhalt

Montag, den 15.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Gregor Samsa gewidmet.


Die Augen schlugen wir zum ersten Mal gegen sechs Uhr auf, schliefen aber, als wir feststellten wie früh es noch war, schnell weiter. Letztlich (lat.: tandem) standen wir gegen halb zehn auf, um unsere Morgentoilette zu vollziehen und ein Frühstück zu konsumieren. Knapp entging Gernot einem Attentäter, der auf seinen abgelaufenen Joghurt eine Schimmelkultur gezaubert hatte.
Nach dieser Stärkung begab es sich also, daß wir in die Stadt gingen, und dem Hertie einen Besuch abstatteten. Gleich zu Beginn drückte man Gernot eine bestialisch nach "Sculpture" von "Nicos Parfums" riechende Papp-Amphore in die Hand. Später trafen wir im "Rotstrich-Bezirk" einen sehr engagierten Verkäufer mit Oberlippenbrenner, der seine Sonderangebote ins Mikrofon näselte. Das mußte bestraft werden.
So wurde er gleich auf Zelluloid gebannt. Dennoch kauften wir zwei gute Bücher zum Sonderpreis von je 2,99 DM. Zurück bei Frau Aner zeigte sich der kleine Ole immens erstaunt über dieses Schnäppchen. Nach dem Mittagsmahl und einer Partie Rommee nahmen wir erneut die Beine in die Hand und verließen das Haus. Ein Telefonanruf um 16 Uhr ergab, daß die Schwedinnen Johanna und Gabriella erst am 24.07. ankommen würden.
Da die inkompetente Fährverbindung zwischen Kiel-Wik und Holtenau keine Fahrräder mitnehmen wollte, mußten wir schmollend einen Umweg in Kauf nehmen, bei dem wir uns auch prompt verfuhren. Nachdem wir uns der Fähre und ihres sogenannten "Kapitäns" angenommen hatten, fährt nun leider überhaupt keine Fähre mehr auf dieser Strecke.
Wir waren total schlechter Laune. Erst der Einkauf beim ALDI zauberte wieder ein Lächeln auf unsere mommsenschen Lippen. Als wir nach nicht wenigen Strapazen am Strand von Schilksee ankamen, wo wir es uns trotz des trüben Wetters gemütlich machten, beobachteten wir drei süße kleine Entchen und knipsten dann eine attraktive Entendame. Diese letztere versuchte sich daraufhin, an uns heranzumachen und kam uns sehr nahe (bis ca. 30 cm). Leider mußten wir ihr einen Korb geben, da uns ihre Figur nicht zusagte. Anders sah es mit den tollkühnen Schwimmerinnen aus, die sich trotz eisiger Temperaturen (unter 12° C) kopfüber in die Fluten stürzten. Ihre muskelbepackten Begleiter hinderten uns jedoch an einem weiteren Procedere. Also saßen wir friedlich vor einem Strandkorb und verspeisten unsere ALDI-Vorräte.
Die Rückfahrt in die Lindenallee verbrauchte ganze 50 Minuten, verlief aber, da sie interessant war, schnell. Unterwegs philosophierten wir über das Baden im eisigen Meerwasser, welches konkret gesehen eine wahre "Martha" darstelle.
Ein lustiges, kleines, großes, nicht zu kleines Abendessen rundete den Vorabend ab. Sodann machten wir uns auf, um etwas zu erleben. Das erste, was uns ins Auge stach, war ein "TYP", der mit einem konfusen Seil herumtanzte. Ihn schien wohl etwas gebissen zu haben. Um was für eine Krankheit (BSE?, HIV?, vielleicht sogar RTL?) es sich genau handelte, konnten wir nicht ermitteln, weil im nächsten Moment nette junge Männer erschienen, die dieses bedauernswerte Individuum in ein weißes Jäckchen (das sie dummerweise verkehrtherum an das Opfer montierten bzw. an den Mann brachten) steckten und nach Hause fuhren.
Unser erster Halt fand statt vor dem "Roff", oder "Roffinnnnn----i", oder "Ruffini", oder so (die Sauklaue auf dem Eingangsschild konnte keiner lesen). Doch es entpuppte sich als Restaurant-Etablissement, das uns in diesem Moment nicht gelegen kam. Gegenüber auf dem Blücher-Platz schien mehr los zu sein, denn die Polizei versuchte gerade, einen Verbrecher dingfest zu machen.
Elegant fuhren wir durch die Straßen, und Gernot stellte fest, daß der Kontoauszugs-Apparat der Volksbank außer Betrieb war. Nach einiger Zeit beschlossen wir, unsere Fahrzeuge zu sichern, und "per pedes" weiterzugehen.
Es fanden sich an außergewöhnlichen Dingen vor allem eine Anpreisung von "frisch-fröhlichem" Rindfleisch in einer Metzgerei und ein Betten- Schmitz-Laden, in dem der "Böse Schmitz" wohl aus der Haut gefahren war, denn das gesamte Schaufenster war mit Silikon-Klebstoff-Flecken übersät.


Wir empfehlen "Eidertaler Rindfleisch". Der Text (r.o.) überzeugte uns.

Nachdem selbst unser Versuch, uns zu verlaufen, da wir nicht so recht Kontakte knüpfen konnten, fehlschlug (Gernot hatte lediglich in einem Rosengarten Wasser gelassen), verschlug es uns dann doch in den "Szenetreff Tucholsky" beim "Hinterhof", der uns schon vorher durch seinen penetranten Zulauf aufgefallen war, aber nicht gefallen hatte. Dort gab es eine Kino-Bar ("Exil"), wir bevorzugten jedoch ein Disko-ähnliches Etablissement, eben jenes "Tucholsky".
Lange saßen wir dort wie die Ölgötzen, der Kellner nötigte uns sogar mit vorgehaltener Pistole, ein Weißbier zu trinken. Er kennzeichnete sich dadurch als "Pistolero". Der vorerst einzige Lichtblick war eine Blonde, die plötzlich herumkreischte, ein "schweinisches" Quieken von sich gab und so das Interesse der Anwesenden auf sich lenkte. Sie schien groteske Probleme mit ihrem Lebensabschnittsgefährten zu haben. Beim diesem durchdringenden Sopran-Mezzosopran schlug letzterer einen gekonnten Haken (er verfehlte knapp ihr Gesicht) und verschwand im Untergrund.
Gegen zwölf Uhr Mitternacht wendete sich das Blatt, als einige Damen sich unsere Musikwunsch-Wahlzettelchen schnappten, auf denen wir mit zweien unserer vielen richtigen Namen ("Corahlsen Medel" und "Hubert Deßmetl") unterschrieben hatten.
Aus bei Redaktionsschluß nicht vorliegenden Gründen setzte sich dann ein Mädel an unseren Tisch und füllte mit Gernots Kuli (eine gute Ausrüstung ist Gold wert) ihren Wahlzettel aus. Zwischendurch kam auch noch ihre Freundin, doch die Erste widmete uns das meiste Interesse.
Sie war 18 Jahre alt und hatte den Mathematik- und Physik-LK in der gymnasialen Oberstufe belegt, mochte aber wohl nicht so gerne über Schule sprechen. Ihre Freundin versuchte, in jenen Tagen zumindestens, Autokauffrau zu werden (hoffen wir, daß es ihr bis jetzt gelungen ist). Da uns der Redestoff schnell ausging (worüber sollten wir mit ihr sprechen?), hielt Ulfried sie grandios mit ungewöhnlichen Fragen hin, und sorgte so dafür, daß der Abend als gerettet bezeichnet werden konnte. Als die Schöne uns um 0:45 Uhr wieder verließ, tranken wir die letzten Reste unseres fünften Weißbieres, an dem wir schon geraume Zeit gesaugt hatten, aus und verließen zufrieden das Lokal. Draußen erbeuteten wir noch flugs ein "Der kleine Prinz"-Aufführungsplakat und fanden, trotz einiger Irrtümer, recht rasch nach Hause.
Zu guter Letzt wurde dann noch beratschlagt, welche haarsträubende Geschichte aus unserem vielbewegten Leben wir den Mädels am folgenden Tag auftischen könnten (sie hatten nämlich angedeutet wiederzukommen) und einigten uns auf unsere Dschungeltour durch Südamerika.





Inhalt

Dienstag, den 16.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Dr. Peter L. gewidmet.


Der Tag begann mit einem unerhört frühen Aufstehen (kurz nach neun), obschon uns der Schlaf erst gegen 3:00 Uhr entführt hatte. Eine erfrischende Dusche und ein opulentes Frühstück stimmten uns gnädig.
Alsdann begaben wir uns zur Bellevue-Brücke, wo wir die Feinheiten unserer 3. Identität als Maximilian Eugen Kasimir Rilke und Isidor Ferdinand Laurenz Meinhard Rüdiger Ulrich Rilke besprachen. Der Stammbaum der Rilke-Familie ist am Ende dieses Buches verzeichnet. Die grobe Story, die wir an diesem Abend zum besten geben wollten, lautet ungefähr so:
Vom 10.07.95 bis 10.08.95 fahren Max und Isidor, zwei 18jährige zweieiige Zwillinge, zu ihrem Onkel Anton nach Peru. Er holt die beiden in Lima vom Flughafen ab und mit der Andeneisenbahn, Maultieren und Jeep geht es zu Antons Ranch. Von dort aus unternehmen sie nach einigen Tagen eine kleine Expedition in den Urwald. Als man einen Fluß mit dem Floß überqueren will, wird der Expeditionstrupp getrennt, weil ein Teil, bei dem sich Max befindet, flußabwärts getrieben wird, während der andere Teil, zu dem Isidor gehört, noch am Ufer steht. Nach einer Nacht und einem Tag finden sich die beiden Gruppen dann wieder und führen ihren Dschungeltrip fort.
Die Details sowie fehlende Aspekte werden spontan vor Ort ausgedacht.
Beim Mittagessen warnte uns Frau Aner vor der Gegend, die wir in den Abendstunden aufsuchten. Sie vergaß jedoch zu berücksichtigen, daß wir mutig und stark sind und gerade eine Untersuchung über menschliches Kontaktverhalten durchführten.
Nach einem Einkauf, bei dem Ole versuchte, im Reformhaus Müsli zu stibitzen und es dann im "Schlecker" zu bezahlen, lagen wir bei brütender Hitze und recht kaltem Wasser (15°C) am Strand. Der kleine Ole und selbst Ulfried hatten sich schon ins kühle Naß gewagt, wohingegen Gernot diese Aktion auf den folgenden Tag verschob.


Blick aus der Felsengrotte auf Imperator Ole vor dem Mare Nostrum.

An diesem Abend ging es nach einem vorzüglich schmeckendem Grießbrei erst einmal in die 20:00 Uhr-Vorstellung des Metrokinos. Wir sahen uns den amerikanischen Action-Film "The Rock" an und beurteilten ihn mit befriedigend (3X), das entspricht acht Punkten auf der Sek-II-Skala.
Nachdem wir unsere Stahlrösser zur Weiterfahrt losgebunden hatten, entsann sich Gernot, daß er noch austreten müsse und begab sich zurück ins Kino.
Als wir das Tucholsky-Vorgewölbe durchschritten hatten, wurde uns an dessen Eingang schnell bewußt, daß der Tequila-für-1 DM-Abend wohl teurer werden würde als erwartet, da man uns bereits vor Eintritt 1 DM für die Garderobe und je 3 DM Wegzoll abknöpfte. Leider mundete uns der Tequila nicht allzusehr, so daß wir diesen Angebotsabend nicht voll ausnutzen konnten und wieder beim Weißbier landeten.
Die Musik aber war gut und wir hätten die Tanzfläche gestürmt, wenn uns der Kellner (der anscheinend nett zu uns sein oder auch nur Profit aus uns schlagen wollte) nicht ständig mit einem fetten Lächeln neues Bier vorgesetzt hätte.
Die Damen vom Vorabend erschienen unentschuldigt nicht, worauf sich aber etwas anderes ereignete. Zunächst wurden wir von zwei dreist-feist-dummen Unken des Glimmstengel-Diebstahls bezichtigt. Diese Anschuldigung, die mit einer plumpen Anmache verbunden war, wehrten wir jedoch erfolgreich ab.
Nach einigen, nicht nennenswerten, penetranten Zigarettenschnorrern erschien uns die "Tennis-Susi". Sie war blond, und ihr weiteres Verhalten und ihre Artikulation hätten hier ein gewisses, durch die Lande streifendes Vorurteil gerechtfertigt. Da dieses Vorurteil für uns jedoch nicht relevant war und immer noch nicht ist, verhielten wir uns freundlich und friedlich.
Sie erzählte uns, daß sie auf ein "Tennis-Internat" gehe und dort neben viel, viel Tennis auch Mathematik, Deutsch und - man hält es nicht für möglich - sogar zwei Fremdsprachen (Englisch und Französisch) lerne.
Die 16jährige Susi berichtete desweiteren, daß sie einen Freund habe, welcher sich zu jenem Zeitpunkt in Amerika befände. Als wir sie jedoch nach dem genaueren Aufenthaltsort ihres Freundes fragten - Amerika ist ja immerhin ein großer Kontinent - zuckte sie nur mit den Schultern, schüttelte ihre blonde Mähne und gab zu verstehen, daß sie die Frage aufgrund mangelndem Wissens nicht beantworten könne. Nach der momentanen Tätigkeit befragt, antwortete sie, daß sie auf ihre Freundin warte, die gerade, wie so viele andere, im Parkhaus nebenan mit ihrem männlichen Begleiter f(Zensur)e.
Wir diskutierten über die Zukunft von "Tennis-Internat"-geprägten Menschen, die im Grunde kaum Allgemeinbildung hätten, da ihnen Unterrichtsfächer wie Biologie, Philosophie, Physik, Geschichte, Geographie und Chemie völlig fehlten. Sie konterte damit, daß sie ja auch eine Tenniskarriere plane. Als wir dann noch über ihren Namen schmunzelten, der perfekt zu ihrem Gebaren und ihrem Äußeren paßte, hatten wir gänzlich alle Sympathien bei ihr verspielt und unser Bier ausgetrunken, so daß wir uns auf die Tanzfläche begaben. Weil sich der weitere Aufenthalt im Tucholsky als müßig erwies, verließen wir dieses gegen halb zwei und strebten heimwärts.





Inhalt

Mittwoch, den 17.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Herter und Kalisch gewidmet.

Ein völlig ereignisloser Tag, daran schuld sind die Schirmherren dieses Tages. Wir schliefen viel zu lange, so daß wir nicht besonders guten Sinnes waren und bei unserem Stadtbummel, den wir nach dem Essen tätigten, fast einschliefen. Einziger Höhepunkt war der Mob, den wir eisessend beobachteten, wobei sich Mitglieder desselben heftigen Rivalitätskämpfen hingaben und glaubten, uns so imponieren zu können.
Wir amüsierten uns köstlich und gingen dann ins Museum, um uns sowohl die Antiken-Ausstellung als auch die Exposition "Ente-gut-Alles-gut", die zu diesem Zeitpunkt in Kiel gastierte, anzuschauen. Bei "Ente-gut-Alles-gut" handelte es sich um eine Sammlung von ganz alten Donald Duck-Comics (teilweise alte Originale in Amerikanisch) und neueren Exemplaren. Wir verweilten bis 20:00 Uhr im Museum und gingen dann nach Hause. Der Museumsbesuch wertete den relativ verkorksten Tag noch etwas auf.





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Donnerstag, den 18.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Stefan O. gewidmet.


Jener Donnerstag war ein schöner Tag, denn wir haben eine Reise getätigt. Um dieser willen standen wir in herrgottszeitiger Frühe (9:00 Uhr) auf. Nach den Frühstück schnappten wir uns den kleinen Glücksengel Ole, den wir in unsere Mommsen-Familie aufnahmen, wobei er den Namen Knudt erhielt, und fuhren nach Laboe, um uns das geniale, aber auch große Marine-Ehrenmal, welches einer halben Halfpipe, also Quarterpipe, gleicht, anzusehen, was uns im Nachhinein doch sehr beeindruckte.


Marine-Ehrenmal Laboe

Desweiteren trafen wir auf dem Ehrenmal-Gelände die vier Jünglinge aus Dortmund, die "Jungs" also, und tauschten Erfahrungen aus. Ole tat sich dabei sehr redeeifrig hervor.
Als es zur Mittagsstunde schlug, knurrten unsere Mägen und es verlangte uns nach einer Mahlzeit. Wir stiegen den Laboeer Turm, von dem man eine hervorragende Sicht auf das Meer und das Landesinnere hat, hinab, um eine geeignete Stätte zu finden, in der wir unseren Hunger stillen könnten. Suchend liefen wir mehrmals die Promenade von einem Ende zum anderen ab, in der Hoffnung, immer noch ein besseres Etablissement als das jeweils zuvor gesichtete ausfindig zu machen.
Als uns der schmerzende Schorf unter den geschwollenen Fußsohlen schließlich zum Aufgeben zwang, stolperten wir in das nächstbeste Pizza-Restaurant. Während des Pizzaessens verlor Knudt (Ole) diverse Pizzastücke, die er, als sie auf dem Boden angekommen waren, elegant zu Ulfrieds Füßen dirigierte, um die Schuld von sich zu weisen.
Nach dem Essen schritten wir von dannen, als plötzlich ein Hähen oder Schmähen zu vernehmen war, welches wohl von dem Pizzabäcker stammte, der am Straßenrand stand und mit Knudts Pullover wonk. Knudt grinste verschämt und holte das vergessene Stück ab.
Hieraufhin wanderten wir zum U-Boot 995, dem Vorgänger von U 96, das offensichtlich in Laboe gestrandet war, denn es stand völlig nutzlos am Strand herum. Es hatte sich bereits eine ansehnliche Menschentraube vor der Tür versammelt, und einige kapitalistische Gierschlünder knöpften sogar schon Geld für die U-Boot-Beschauung ab.


U 995

Dafür ist ihnen aber gutzuschreiben, daß sie das U-Boot pflegten und vor dem Kassenhäuschen einen "Schmollgang" errichtet hatten, der an diesem Tag auch prompt benutzt wurde.
(Definition: 1. Der Schmollgang ist ein Momentcharakter gleichsam einer Phase, in der der Mensch höchste Unlust, Geziere und muffelig schlechte Laune der Außenwelt kundtut. 2. Manchmal wird mit Schmollgang auch eine Örtlichkeit bezeichnet, in der man dem Schmollen frönen kann, ohne die Umwelt am Verkehr zu hindern.)
Mitten in der Warteschlange, wir selbst ahnten nichts Böses, begannen sich zwei Knaben in einen Konflikt zu begeben. Sie berührten ihre Körper einander mit Wucht und sonderten mündliche Flüssigkeiten ab. Sodann fing einer der beiden Streithähne an, sich den Tränen hinzugeben, betrat aber kulanterweise vorher den eigens für derartige Situationen eingerichteten Schmollgang und schmollte heftigst.
Als dann noch ein Betreuer versuchte, ihn zu beruhigen und gar in den Verkehr zurückzubeordern, platzte ihm der Kragen, wir mußten sogar einigen Stücken ausweichen. Mit der neuen Halsfreiheit zufrieden reihte er sich dann doch im letzten Moment wieder ein.


Schmoller im Schmollgang mit Betreuer

Das Innenleben des Unterwasserbootes gestaltete sich sehr interessant, nur die engen Luken und niedrigen Gänge machten uns zu schaffen, wohingegen Knudt sie, aufgrund seiner geringen Größe, leichten Fußes durchschritt.
Auf die Letzt mußten wir uns jedoch sehr sputen, um noch den letzten Dampfer zu erreichen, was glücklicherweise gelang. (An dieser Stelle ein dickes Lob an Ole für sein großartiges Tempo.)
Nach Ankunft in der Lindenallee ging's weiter nach Schilksee, wo wir uns leicht verschwitzt ins Wasser stürzten, was immerhin ein wenig wärmer war als am vorherigen Tag. Wir ließen den Tag gemächlich ausklingen und blieben dem Tucholsky auch an diesem Abend fern.





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Freitag, den 19.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Christian M. (I) gewidmet.


An jenem Tag begab es sich also, daß wir erneut in die Stadt zogen, um die letzten Dinge für die Langeland-Adventure-Tour '96 zu erschwingen. Auf dem Wege dorthin mußten wir uns jedoch einem großen Schock unterstellen, der wie folgt zustandekam:
Als wir die Kreuzung bei der Dänischen Straße, gegenüber dem Oslokai, beim Wilhelminischen Denkmal erreichten, sahen wir zunächst einen roten Kleinwagen, der etwas unkorrekt geparkt zu sein schien. Bei genauerer Betrachtung erkannten wir, daß dieser rechts vorne eine große Beule aufwies und daß aus dem Wagen eine urangrüne Flüssigkeit herausquoll (der Kfz-Experte weiß natürlich sofort, daß es sich dabei um die Kühlflüssigkeit handelt, die einem solchen Gefährt innewohnt).
Wir wollten gerade weiterfahren, in der Annahme, daß das Vehikel einfach nur so obstruserweise abgestellt worden war, um sich desselben unbürokratisch zu entledigen. Dann jedoch fiel unser Blick auf eine zutiefst geschockte und am ganzen Leib zitternde Frau, die mit einem Kind, welches sich in ihrem Besitz zu befinden schien, am Boden hockte.
Ihr Herz war auf Normalnull (NN) heruntergesackt, die dorsale und ventrale Urmundlippe des Kindes vibrierten heftig, wobei sich Laute des Kropfes im unteren Hörbereich bildeten. Die Pupillen beider schwollen zu einem tumorartigen Schwarz. Auf ihr Wohlbefinden angesprochen, starrte sie ins Leere und gab intravenöse Zuckungen von sich, die auf die untere Oberschenkelfraktur zurückzuführen waren. Desweiteren erzeugte sie hörbare Klänge: "Hmpfgl... ich... gnml... gut... gfrn... ich, ich... grmpf... gllllaube...... gut."
Alles deutete darauf hin, daß ihre mnemophysiologisch ausgebildete Neuralleiste stark angeschlagen war. Wir boten ihr unsere Unterstützung an, was sich aber als müßig ergab, da bereits ein Krankenwagen vor Ort war, die zwei Unfallopfer nicht zu sehr angeschlagen waren und ein älteres Ehepaar, das sich langweilte, zu Hilfe kroch.
Diese beiden, die keine Ahnung von der Materie und von Unfallsituationen hatten, schoben dummerweise den Kleinwagen von der Straße (also vom eigentlichen Standort weg), so daß die Unfallsituation später von der Polizei gar nicht mehr rekonstruiert werden konnte, was die beiden, von uns darauf angesprochen, aber nicht einsehen wollten.
In der Fußgängerzone nun endlich angelangt stellten wir unsere Räder ab und streiften durch die Geschäfte. Ulfried erschwong nach langem Hin und Her eine 4,5 V Duracell-Alkali-Flachbatterie. Desweiteren erworb er käuflich eine Wanderlust-Isomatte und ein "Adventure-Eß-Päck", in dem sich ein indonesischer Reistopf mit Hühnerfleisch und Krabben befand. Dieses "Päck" war für unterwegs. Auch die deutsche Post AG profitierte an jenem Tage von uns, da wir zwei Kieler-Woche-96-12-DM-Telefonkarten durch Geldtransfer in unseren Besitz überführten. Das antiquarische Buch "Im Fluge durch die Welt" sagte uns sehr zu, kostete jedoch 98 DM, so daß wir es wie eine heiße Kartoffel fallenließen. Nein, doch nicht. Oder doch? Nee, wir hatten kein Geld.
Zum Abschluß unseres City-Aufenthaltes brauchten wir dann noch etwas gar wichtiges, nämlich die Fahrkarten für die Fährüberfahrt nach Langeland. Die unfreundliche Typistin (Kombination aus Typin und Tippse, was besondere Verachtung ausdrückt) bei "Langeland" schnauzte uns aus ihrem dicken Bauch heraus an, weil sie in der vorigen Nacht schlechten Sex hatte. Trotzdem ergatterten wir die Karten, denn als wir ihr unseren Namen nannten, gab sie jeglichen Widerstand auf, rollte den roten Teppich aus und küßte unsere Füße, denn der weltweit berühmte Name Mommsen öffnet überall Tür und Tor.
Wieder daheim war zunächst niemand da, so daß wir faulenzten und ins Mommsen-Logbuch schrieben. Als Frau Aner wieder mit Ole anwesend war und wir gegessen hatten, ging's eiligst nach Schilksee. Wir hatten uns zwar vorgenommen, an jenem Tage den Rasen zu mähen, doch Frau Aner gewährte uns noch eine Gnadenfrist, so daß das Gras weiter wachsen konnte und die Scheiß-Maulwürfe die Grasnabe mutwillig immer mehr zerstören konnten.
Auf dem Weg zum Strand kauften wir unterwegs beim ALDI 12 Tüten "Pasta Quick" und andere leckere Sachen, um die Versorgung auf Langeland schon im voraus zu sichern. Die Ostsee war nicht mehr gar so kalt und lud ein zum Schnorcheln und Schwimmen.
Bei zwischenzeitlichen Aufenthalten auf den großen Steinmolen, die als Wellenbrecher dienten, wärmten die von der Sonne aufgeheizten Felsen hervorragend. Der kleine Ole war etwas säuerlich, da niemand mit ihm Beachball spielen wollte, wie es sonst der Fall war, und wir dann auch noch früh heimfuhren. Als wir nach dem Abendmahl mal wieder zum Tucholsky aufbrachen, hatte er (nämlich der Ole) schon fast Tränen in den Augen, da wir am nächsten Morgen in Allerherrgottsfrühe gen Langeland zu reisen beabsichtigten und er uns wohl vorläufig nicht mehr wiedersehen würde, weil er nach Hause zu Mama und Papa mußte. Wie unsere jeweilige Träne im Knopfloch zeigte, waren wir sehr berührt, denn wir hatten den kleinen Knuddel fest ins Herz geschlossen.


Ole sagt "Auf Wiedersehen"

Auf dem Weg zum Tucholsky machten wir uns noch fix (Das "fix" ist hier geschmeichelt) auf die Suche nach einer Tankstelle, um Gernots Reifen aufzupumpen. Diejenige, welche wir nach langer Fahndung in Hafennähe fanden, hatte keine Pumpe, und so gaben wir lustlos auf, um kurz darauf ganz in der Nähe des Tucho eine andere zu finden, die über die nötigen Utensilien verfügte. Die Handhabung des Gerätes war jedoch etwas diffizil, und so ließen wir erst die gesamte Luft aus dem Reifen (Gernot stand kurz vor der Krise, nur ein vorbeischwebendes positiv gesinntes Vesikel brachte ihn zur Räson), um ihn danach erneut voll aufzupumpen.
Der Jedes-Getränk-1-DM-Abend hatte den Nachteil, daß man schon im voraus 10 DM Eintritt zu zahlen hatte. Dieses hätte sich nur gelohnt, wenn wir unseren Alkoholkonsum über eine gewisse, nur uns bekannte Grenze erweitert hätten, was aber nicht zur Debatte stand, da wir am folgenden Morgen früh aufbrechen und äußerst fit sein mußten.
Also begaben wir uns nicht ins Tucho, sondern in die Kino-Bar "Exil", die wir schon zuvor definiert haben. Dort sahen wir uns bei einem Pils vom Faß das Ende von "Ace Ventura 2" und den folgenden Film, der den Titel "Species" trug, an. Es war ein lustiger Film mit Monstern, Amis, Äliens, Liebe, Sex, Blut, Tod, Gen-Mutationen und einer Prise Brutalität. Das zusammen ergab ein spaßiges Spektakel. (Kleiner Einschub: Der große Filmkritiker Jan Kalix (Definition: Kalix := Bauer aus Netteberge, der für 10 DM eine lebendige Kakerlake verschlingt, weithin bekannt ist er als "Tokka" oder "Shooter" aufgrund seiner rabiaten Leistungen im Basketball, die sogar zum Erfolg führen) klagte diesen Film aufrund einer Vielzahl für ihn primitiver und gehaltloser Szenen an.) Um 0:45 Uhr flogen wir dann heim, da uns nur wenig Schlaf zur Verfügung stände.





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Samstag, den 20.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Jens J. und dem Adolf-Statisten gewidmet.


Mane (dt.: früh) fuhren wir zum Pier 627, nachdem wir aufgestanden waren, ein reichhaltiges Frühstück zu uns genommen und dem Ole zum Abschied die Wangen gedrückt hatten, wo uns das Fährschiff "Langeland III" erwartete.
Man konnte gleich die kleine Ratte erkennen, die sich in dem Fahrschein-Paß-Kontroll-Häuschen verkrochen hatte und beschissen (Entschuldigung, uns fiel kein anderes Wort ein, aber dieses trifft den Nagel auf den Punkt) um die Ecke schaute. Sie hatte die gleiche runzlige, funzlige, schrunzlige und zerronnene Visage wie am Vortag, und auch die, die wir erblickten, als wir unsere Hinterteile gen Spiegel streckten. Ihr wißt es alle, es war die Langeland-Typistin vom Vortag.
Als wir auf dem Schiff ankamen, stellten wir unsere Fahrräder in der Parterre ab und gingen aufs Sonnendeck. Dort war alles voller Menschen. Daraufhin stiegen wir hinunter ins Bistro, verweilten dort aber nur kurz, da uns die Nikotinbelästigung der rücksichtslosen Raucher zu Kopfe stieg.
Also begaben wir uns auf das Deck zwischen Zwischendeck und Sonnendeck, das aber unter dem Sonnendeck und über dem Zwischendeck lag, und über dem Unterdeck. Auf ging's, wir fuhren los.
Nach zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir an, schnappten uns die Fahrräder und nach der Sonnenölbehandlung unserer Häute fuhren wir los. Das hatte zur Folge, daß wir auf unseren Stahlrössern auf Langeland fuhren. Nach einer Expedition in den lokalen Dschungel, wo wir auch ein Vogel-Beobachtungshäuschen vorfanden, kamen wir an einen reißenden Strom, den es zu überbrücken galt.
Mit Bravour und nur wenig nassen Füßen konnten wir es durch eine Furt schaffen. Nachdem wir dieses fließende Gewässer bezwungen hatten, tauften wir es, uns zu Ehren, "Mommsen-Strom". Die Furt nannten wir natürlich "Mommsen-Furt". (Kleiner Einschub: Es gab auch andere verwegene Männer, die einer von ihnen überquerten Furt ihren Namen gaben. Ihr kennt sie, es sind die "Schweinfurt", die "Frankfurt", die "Klagenfurt" und viele andere.)


Die Mommsen-Furt

Sodann begaben wir uns an den nächsten schönen Strand und nahmen dort ein Bad. Es war ein schöner Strand, und das Wetter sowie die Aussicht auf das Meer und die hügelige Gegend waren exquisit. Wir konnten sogar einige Schönheiten erspähen, die am Strand entlang stolzierten.
Mit einem Mordstempo ging es dann weiter in Richtung Rudköbing, unterwegs machten wir jedoch noch ein paar Abstecher in Sackgassen. Schweißgebadet und mit trockener Kehle erreichten wir den Campingplatz zu Rudköbing. Es ist ein sehr schöner Campingplatz mit allem, was man zum Leben braucht, man hätte sich sogar ein Häuschen mieten können, das mit vier Betten bestückt war.
Auch Kochstellen gab es, die wir bei unseren ersten eigenen Kochversuchen - unser Personal war auf Urlaub - leider etwas verunreinigten. Diesen geringfügigen Schaden behoben wir jedoch sofort. Das Pasta-Quick mundete uns gut, es fehlte jedoch ein richtiger Kochtopf, der die Zubereitung vereinfacht hätte. Dummerweise war in Rudköbing nichts los, so daß wir nichts anderes zu tun hatten, als.





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Sonntag, den 21.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Christian M. (II) gewidmet.


Es begann mit einem Öffnen der Augen, das uns in die schreckliche, wundervolle Welt zurückwarf. Tief verschlafen standen wir auf und versuchten, uns ein wenig frisch zu machen. Beim Versuch, am Campingkiosk Milch zu erstehen, erbeutete Gernot eine Stadtkarte und den Hinweis auf eine "Bageri" beim "Super Brugsen", wo es den Kuhsaft gäbe. Flugs stürmten wir los und kauften bei den zwei freundlichen Bäckerinnen einen Liter. Diesen verzehrten wir sogleich auf dem Campingplatz zusammen mit einem Gemisch von Müsli, nachdem wir zurückgekehrt waren.
Langsam packten wir ein, bauten das Zelt ab und fuhren los. Der Weg war sehr, sehr, sehr, sehr weit, aber auch kurz, denn er kam uns nur so lang vor, da wir müde waren und die Beschaffenheit des Weges, also nicht die Strecke, uns Mühe bereitete und die Sonne gnadenlos auf uns hernieder brannte. Wir fuhren bis an die Spitze der Insel.
Unterwegs (kurz hinter Rudköbing) machten wir einen kleinen Abstecher auf die benachbarten Reichsinseln Siö und Tasinge, wozu wir die eigens dafür errichteten Brücken benutzten. Nebenbei nahmen wir die Eilande im Namen unseres Ahnen und Idols Prof. Dr. Ulrich Mommsen in Besitz und erklärten sie zu einer Kolonie des Mommsen-Imperiums. Wir setzten sofort einen Statthalter ein, der den Eingeborenen unsere Interessen in deutlichster Form nahebringen sollte.
Nach 34 km Fahrtstrecke (ein Klacks für uns, den wir in 79 Minuten und 13 Sekunden hinter uns brachten) über Hügel und Täler bei, wie bereits dargestellt, tropischer Hitze, dürstete es uns, und wir erstanden für relativ wenig Geld zwei Flaschen (je 1,5 l für 6 DM, allerdings mit mindestens 5,80 DM Pfand) dänisches Mineralwasser.
Kurz nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz "Hov Nordstrand Camping" (unser Zelt war bereits von Fachkräften aufgebaut worden) saßen wir und warteten darauf, daß uns der Typ von der Rezeption einen Topf besorgte, auf daß wir darin eine Überdosis "Pasta Quick Tomato" zubereiten könnten. Prompt war der Topf auch da, als wir zum wiederholten Male in das Büdchen des Typen gingen.
Das Postkartenschreiben war dort leider etwas teuer (Stück: 3,5 Dkr; Porto: 4 Dkr; Kurs: 1 DM=3,5 Dkr), so daß wir es, obwohl wir es uns hätten leisten können, ließen und auf Kiel verschoben, oder so. Die große Portion "Pasta Quick Tomato" war legger. Danach kochten wir uns Wasser für Waldmeister- und Zitronenbrause ab. Dies nahm einige Zeit in Anspruch, und um ca. 17:00 Uhr besuchten wir den Strand, den wir nach einigen - aus Dummheit erwachsenen - Fehlinformationen Außenstehender doch tatsächlich fanden.
Dort stand ein primitiver, provisorischer und rudimentärer Holz-Kai, der eine Art Mole war. Auf selbigem ließen wir uns nieder und unsere Beine baumeln. Da wir keine Lepra hatten, fielen sie auch nicht ins Wasser. Beim Baumeln der Beine, die so vor sich hin baumelten und aus den oben angeführten Gründen nicht ins Wasser fielen, schauten wir einer Horde kleiner Jungs zu, die versuchten, Quallen in ein Motorboot zu werfen.
Durch unser Beisein angespornt (wer von den Mommsens beobachtet wird, ist immer geneigt, sein Bestes zu geben, da er sich vor solch wichtigen Persönlichkeiten nicht blamieren möchte) schleuderten sie unermüdlich die glitschigen Kreaturen und landeten auch einige Treffer. Irgendwann waren wir dieses lustigen Schauspiels dennoch überdrüssig und zogen von dannen.
Im Augenwinkel registrierten wir noch, wie der frechste und kleinste der Quallenwerfer einer Feuerqualle zum Opfer fiel. Unter Wehklagen und verzerrter Visage schaffte er seinen Kadaver noch knapp in den mütterlichen Schoß. Er war halt doch noch ein kleines Muttersöhnchen, das einen unwirschen und rebellischen Ausflug in die jugendliche Freiheit versucht hatte und dabei gänzlich auf die Nase gefallen war. Da wir mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun haben wollten, tauchten wir schleunigst ab.
Zurück im Zelt versuchten wir vergeblich, einen Brief an Nathalie, eine bekannte, schöne Rose, die der "Kleine Prinz" ebenso geliebt hätte wie seine eigene, zu verfassen. Doch der Brief gestaltete sich thematisch so schwierig und sensibel, daß sogar Gernot Mommsen ohne fremde Hilfe mit seinem Französisch am Ende war. Ulfried vergoß daraufhin Krokodilstränen.
Schließlich standen wir gegen halb acht auf, um uns eine doppelte Portion "Pasta Quick ai funghi" zuzubereiten. Diese war deliziös, und einige Zeit später, nach dem Spülen und erneutem Wasser-Abkochen für Orangenbrause, bei dem uns ein Däne weismachen wollte (welch ein Trottel), daß dänisches Wasser besser als deutsches und somit trinkbar wäre, (Dieser unverfrorenen Anmache, die zudem auch noch plump war, boten wir Paroli, indem wir ihm von seinem geliebten dänischen Trinkwasser eine deftige Portion unterjubelten. Als er sich diese wenig später oral einführte, stieg ein Engel aus seinem Leib, letzterer sackte als leere, leuchtende Hülle, die den Boden kontaminierte, zu einem erbärmlichen Häufchen Elend zusammen. Für die Entsorgungskosten seines wurstigen, blutigen Körperüberrestes kamen nicht die dänischen Wasserwerke auf, sondern er selbst. Wir haben diesen tragischen Vorfall nicht beabsichtigt, er hat es selber so gewollt. Er ließ sich nicht abhalten.), machten wir Tagebucheintragungen und planten, einen netten Brief an Julia Streich (Name von der Redaktion bewußt nicht geändert; wir wissen natürlich, daß jener Name schon in anderem Zusammenhang, zu Beginn dieses Buches, genannt wurde. Diese Disparität dient lediglich dem Interpretationsspielraum des geneigten Lesers.) zu kreieren.
Beim Essen lief an uns eine Strandschönheit vorbei, die uns den Schmaus im Halse steckenließ. Da, wo normalerweise die Models ihre Oberweite haben, hatte sie ihre Taille, und umgekehrt. Ihre Maße lauteten "Pi mal Daumen" 110-200-150.


Miss Hov Nordstrand

Außerdem trat der Quallenwerfer mit seinem Anhängsel wieder auf, die wir im Folgenden benennen wollen. Der erfolgreichste Werfer hieß Majestix, da er die Quallenwurfkunst wie kein Dritter beherrschte und sich so eine Führungsposition im Stamm erkämpft hatte. Sein frecher und weinerlicher Begleiter am Strand war Asterix, der im Clan wenig angesehene Bissige und Gesichtziehende. Obelix ähnelte Majestix, war nur kräftiger gebaut und hatte statt roter blonde Haare, er war als ältestes Pommeskind der Haudrauf für die gröberen Sachen. Eben dumm, aber lieb.


v.l.n.r.: Obelix, Majestix, Asterix und Idefix

Der Brief an Julia Streich wurde ein wahres Meisterstück mommsenscher Brieffreundlichkeit. Nachdem es uns vor dem Campinghaus zu frisch wurde, zogen wir uns ins Zelt zurück und beendeten unser Werk. Nach der Abendtoilette erfreute sich Gernot noch einige Zeit auf der Camping-Pocke, einer aufgeblasenen Matte, die wie ein Trampolin wirkte. Dort traf er auch Obelix und Asterix, die sich an seinen Sprungkünsten ergötzten. Wir beschlossen den Abend mit einem längeren philosophischen Gespräch und schliefen recht zufrieden ein.





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Montag, den 22.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Sebastian G. gewidmet.


Früh (lat.: mane) erhoben wir uns, um die erste, erfrischende, bitter nötige Dusche im Ausland zu nehmen. (Das Duschwasser kochten wir natürlich auch vorher ab, so daß wir im Gegensatz zu den anderen Campern bargeldlos warm duschen konnten.)
Danach verschlangen wir, da die Milch schon ausverkauft war, Müsli mit Kakao. Beim Frühstück trafen wir erneut Majestix an und beauftragten ihn, seinen Stamm für ein Foto zusammenzutrommeln. Er kam jedoch auch nach längerer Wartezeit nicht, und wir mußten vermuten, daß die Eltern ihnen den Umgang mit uns verboten hatten. Bestärkt wurden wir in unserer Meinung, als Obelix schweigend an uns vorbeilief und die Eltern uns aus ihrem Wohnpalast böse nachgafften.


Das Mommsen-Zelt

Verärgert über diese Pommeseltern gingen wir zu unserem Zelt zurück und beschlossen, das nächste Mal die Kinder ohne Zögern aufzufressen. Wir waren fast fertig mit dem Einpacken unserer Ausrüstung, als Majestix, Asterix und Obelix eskortiert von einer Mutter unseren Zeltplatz passierten. Im Handumdrehen stürmte Ulfried vor und bat die Erziehungsberechtigte um eine Fotoerlaubnis, ihre Schützlinge betreffend. Wir erhielten diese auch prompt und nutzen sie aus, dabei erfuhren wir, daß das Ausbleiben der "unbeugsamen Gallier" zum Fototermin auf ein Mißverständnis zurückzuführen war.
Danach packten wir schnell ein, bezahlten unsere Zeche und füllten die Brauseflaschen auf (mit abgekochtem Wasser natürlich). Dann ging es los, und zwar über einen richtigen Fahrradweg. Gernot hatte nämlich in Hov herausgefunden, daß es sich bei dem roten Strich auf der Landkarte mitnichten um eine Hauptstraße, sondern vielmehr um einen beschilderten Fahrradweg handelte. Ein Saboteur der Gegenseite, der seiner gerechten Strafe nicht entkommen ist (wir haben ihn bis auf weiteres im Marianengraben festgekettet), hatte die Legende so manipuliert, daß der Fahrradweg als Hauptstraße gekennzeichnet war. Glücklicherweise konnte Gernots geübtes Auge diesen Fehler entdecken und so Schlimmeres verhindern. Dieser sogenannte "beschilderte Fahrradweg" hatte allerdings einige Mängel: Zwischengelagerte Biotope verhinderten die freie Durchfahrt, phasenweise wurde der Fahrradweg zufällig von einem steinigen, unwegsamen Traktorpfad überlagert, nicht zu vergessen ist auch, daß der Radweg über sämtliche Gipfel der Hügel Langelands führte. Ganz am Rande sei erwähnt, daß am Ende eines jeden Gefälles vorsätzlich eine Kurve angelegt war, so daß man seinen Schwung nur ausnutzen konnte, wenn man auf einen Abstecher in das nahe Unterholz aus war.
So ist es nicht verwunderlich, daß wir, die Mommsens, nach zwanzig Kilometern die Geduld verloren und Klage über die Infrastruktur beim dänischen Monarchen einreichten. Wir nahmen eine Portion Zauber-Brausewasser zu uns und holten somit letzte Energiereserven aus noch nie bekannten Quellen in uns selbst hervor, rafften uns mit letzter Kraft auf und, obwohl wir kurz vor dem Zusammenbruch standen (... usw. usw. => Ausführlich beschrieben wird jener Umschwung von grenzenloser, ja schier aussichtsloser Erschöpfung zum plötzlichen Energieschub, der einem fast übermenschliche Kräfte verleiht, im Verlauf von zehn Bänden des Romans "Enwor" von Wolfgang Hohlbein, den wir dem geneigten Leser, der sich schon immer für metaphysische, unerklärliche Phänomene und solcherlei Humbug interessiert hat, nur empfehlen können.), fuhren wir munter weiter.
Der Plan, nach Björnstrand oder einem anderen Ort zwischen Rudköbing und Bagenkop zu fahren, wurde verworfen. Wir suchten die ultimative Herausforderung und wollten vom Nordkap zur Südspitze an einem halben Tag. Eine Pause war in Spodsbjerg eingeplant, wo sie auch nötig war, da unsere Gesäße schmerzten.
Während Ulfried eine Portion Fish'n'Chips aß und Gernot an den Waffeln nagte, beobachteten wir ein supertolles Rennrad und erfreuten uns sowohl an der attraktiven Bedienung als auch an der interessant bedruckten Fish'n'Chips-Tüte.
Plötzlich legte eine Fähre an, und heraus traten zwei unglaublich bildhübsche und unbeschreiblich erotische Däninnen. Sie waren so sagenhaft, daß unsere Blicke an ihnen klebenblieben - wie der Scheiba an seinem Computer, wenn er Besuch empfängt - und der Rest dieser Seite für sie reserviert bleibt.








RESERVIERT








Sie boten den allerbesten Anblick, der uns auf Langeland vor die Augen kam. Und als sie an uns, die wir mit offenen Mündern staunten (nur Ulfried kaute unschuldig auf seinem Fish herum (er gab es ihm mit allen seinen 32 Zähnen, er kaute ihn richtig klein zu Brei, der in der Mundhöhle hin und her schwappte)), vorbeikamen, hauchte eine der Schönheiten Gernot ein "Hi!" herüber, was er nach Mommsen-Manier eiskalt und obercool erwiderte. Leider fuhren die beiden Damen mit ihren Fahrrädern sofort weiter.
Nun hielt uns nichts mehr in Spodsbjerg, wir mußten weiter, hoffend, die beiden unterwegs wiederzutreffen. Kurz hinter oder noch in Spodsbjerg (die Grenzen sind hier nicht klar gezogen) kamen wir an einem "Edeka" vorbei, den Gernot betrat, um etwas Speiseeis zu ergattern.
Es traf ihn wie ein Schlag, als plötzlich die Däninnen an der Kasse standen. Leider fand er kein Speiseeis (weil er mit seinen Gedanken wieder völlig woanders war) und verließ unverrichteter Dinge das Ladenlokal. Draußen schwangen wir uns wieder auf die Drahtesel und fuhren langsam, mit einem Auge nach hinten gerichtet, weiter. Nach einigen Metern hielten wir an, um die Karte zu befragen, und da mußten wir hilflos mit ansehen, wie unsere beiden Entdeckungen in die entgegengesetzte Richtung wegfuhren. Selbst nach zehnmaligem Betrachten der Landkarte führte uns unser Weg nicht hinter ihnen her.
Einmal, genau in diesem Moment, waren wir leider in der richtigen Richtung unterwegs. Das Schicksal meinte es hart mit uns. Zu allem Überdruß hatten wir in unserer Perplexität auch noch vergessen, ein Foto zu schießen. Wütend und ärgerlich rasten wir davon. Nicht einmal der übelste Traktorpfad konnte uns mehr ärgern als jenes Unglück. So begab es sich also, daß der zweite Teil der Reise recht zügig ging. Mit den beiden Schönheiten vor unserem inneren Auge flogen wir förmlich gen Bagenkop.
Schließlich (lat.: tandem) langten wir dort auch an und stellten das Zelt auf, wobei uns ein paar Schaulustige begafften. Auf Ulfrieds Bestreben fuhren wir nicht zum südlichsten Punkt Langelands, obwohl wir uns dort schon fast befanden, sondern machten einen kleinen Abstecher zu einem sehr schönen Strand. Daß 100 Meter vom Zeltplatz auch einer lag, spielte dabei keine Rolle.
Nach 5 km über Felder, Mauern, Privatgrundstücke und Steine, erblickten wir eine tolle, algige, felsige Privat-Strandküste. Man hatte uns mal wieder betrogen. Natürlich gaben wir uns mit diesem wenigstens einsamen Strändchen, das mit sehr klarem Wasser umspült wurde, nicht zufrieden, sondern strebten zu einem anderen Strand, der schwach am rechten Horizonteck zu erkennen war. Also ging es weiter über Stock und Stein, und allmählich erkannten wir, daß wir, um den Badestrand zu erreichen, auch die Mommsen-Furt, die wir am Samstag entdeckt hatten, wieder einmal überwinden mußten. Dank unserer Erfahrung passierten wir sie souverän trockenen Fußes.
Nach ca. 1 km über einen Kiesweg waren wir an einem wunderschönen, zum Teil algigen, besuchten, etwas steinigen Strand, an dem ein erfrischender Polarwind wehte. Überglücklich stürzten wir uns ins kalte Naß, denn die wenig über dem Horizont stehende Sonne (es war schon nach 18 Uhr) brannte unerbittlich hernieder. Da Gernots Lunge etwas kränkelte, verließ er jedoch relativ schnell das Wasser, legte sich auf sein Handtuch und betrachtete seinen Geduldsfaden, der diese 10 km-Strandtour unsseidank verkraftet hatte. Ulfried badete indessen ausgiebig und lobte den "rituellen Strand".
Anschließend fuhren wir wieder zurück, denn unsere Mägen knurrten. Nach unserer Ankunft im Camp stürmten wir sofort in die Lobby und baten um einen Kochtopf. Während wir auf diesen warteten, bemerkten wir zwei deutsche Hobbyangler, die vor der Rezeption herumlungerten. Beide erzählten sich spannendes Seemannsgarn, und der eine sagte plötzlich zum anderen: "Horscht, willscht du nit nooch a Biar trink'n?" Dieser Ausspruch gab uns zu denken.
Schließlich bekamen wir auch schnell einen Topf geliehen und brauchten noch nicht einmal unsere Namen zu nennen. Die Rezeptionistin sagte nämlich: "Ich kenne euch Früchtchen!"
Schnell wurde gespeist, und wir begutachteten das junge Gemüse auf diesem Campinggelände. Leider sprach es zumeist solch unverständliche Dialekte wie Dänisch und Schwytzerdütsch. Am Abend beobachteten wir olympisches Judo-Geschläge im örtlichen Holovisionsgerät und einige faszinierende Drachen, die diverse Camper auf einem nahen Hügel emporstiegen ließen. Beim Drachensteigen war der schweizerische Bruder des Taizé-Monsters nicht unbeteiligt, ja er hopste wie eine fette Kröte über die Grasnabe und gab seltsames Getöne von sich.
Als es uns zu frisch wurde (die Windstärke lag bei ca. 5), gingen wir, nachdem wir die Abendtoilette absolviert hatten, zum Zelt. Dort lag Gernot noch eine Weile im Schlafsack auf der Wiese und betrachtete fasziniert den klaren Sternenhimmel, während Ulfried Postkarten an den Kuchenklaus und Fisch verfaßte. Dann ging man zum Schlafen über. An diesem Tag schlug Ulfried Gernot vor, sich einen Wikingerbart wachsen zu lassen, was dieser auch tatsächlich in Erwägung zog, da ihn die tägliche Rasur nervte.


Der Nasenmann auf der Pirsch





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Dienstag, den 23.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Torsten A. gewidmet.


Nach einem guten Schlaf, den wir uns leisten konnten, da wir es zur Fähre nicht mehr weit hatten, wurde recht spät erst einmal Müsli (diesmal wieder mit Milch) gefrühstückt. Daraufhin bauten wir schon das Zelt ab und packten unsere Sachen zusammen, um uns nicht in unnötigen Abreisestreß zu verwickeln.


Zu beachten ist der Fuß links unten am Bildrand. Wer den Besitzer ausfindig macht, bekommt einen Schokoladenriegel.

Gegen elf Uhr begaben wir uns dann zum Mittagsmahl ("Pasta Quick Parmesana"), da wir noch etwas Zeit, "Pasta Quick" und den Topf übrig hatten. Zwar hatten wir keinen Hunger, aber diese Chance auf ein leckeres "Pasta Quick Parmesana" konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Nachdem wir trotz einiger optischer Täuschungen (die Gasflamme war bei diesem Herd unsichtbar) den Gasherd angeschmissen hatten, beobachteten wir die zu "Böhsen Onkelz" rockenden Spülmädchen, von denen eine im Schmollgang saß (wir hatten es hier mit einer Profi-Schmollerin zu tun, die selbst bei unserem Anblick den Schmollgang nicht verließ).
Als wir unsere Pasta-Tüten aufrissen, rümpften die Damen die Nase und ließen abfällige Bemerkungen über unser Essen verlauten, das wir jedoch verbissen verteidigten. Ungläubig beobachteten sie uns beim scheinbar lustlosen Umrühren der "Pasta Quick"-Suppe, denn sie wußten nicht, daß die Suppe durch jene rituelle Bewegung zur guten Pasta wird. Das Mädchen mit den schönen braunen Schenkeln setzte sich sogar an unseren Tisch und probierte, wie auch ihre Kolleginnen, unser köstliches Mahl. Einmal auf den Geschmack gekommen, futterte sie es wie ein Kanarienvogel seine Pucki-Vogelkörner.
Erst nach längerer Zeit errieten wir ihren Namen, der nicht, wie wir zuerst mutmaßten, Kunigunde, Edeltraud oder Isolde lautete, sondern schlicht und ergreifend Nicole. Sie war 15 Jahre jung und campte dauer in Spodsbjerg (wir deuteten ihr an, daß wir dort auch etwas erlebt hatten) und war nur zu Besuch in Bagenkop. Sie spielte Fußball und fuhr Inline-Skates. Ihre Freundinnen hießen Sandra (lange blonde Haare, dicke Knutschlippen), Tanja (mittelkurze, blonde Haare, mollig) und Eva (mittelkurze, braune Haare, Ohrringe, Schmollgans). Wir sind Nicole sehr zu Dank verpflichtet, denn drei Tüten "Pasta Quick" waren uns nach dem opulenten Frühstück doch zu mächtig, und ohne ihre Hilfe hätten wir wahrscheinlich Lebensmittel einfach hinfortwerfen müssen, was uns sehr leid getan hätte.
Allerdings nahm die Mahlzeit letztendlich so fast eineinhalb Stunden in Anspruch, was sich später als negativ erweisen sollte. Um halb eins standen wir dann bepackt mit unseren Bikes vor dem Rezeptionshäuschen, wollten bezahlen und den geliehenen Topf abgeben, jedoch fanden wir dieses Häuschen verschlossen vor, und zwar von 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr. Um 13:00 Uhr wollten wir jedoch schon auf der eine Stunde später abfahrenden Fähre sein. So raste Ulfried schnell zum Hafen, um die Formalitäten zu erledigen und sich zu erkundigen, ob man auch noch um 13:40 Uhr einchecken könne.
Dies war glücklicherweise möglich, und so schrieb Ulfried bis 13:30 Uhr noch ein paar Postkarten und wurde dabei von Gernot unterstützt. Nach Begleichung unserer Schulden erstanden wir ein paar Briefmarken und lösten die in Bagenkop gekauften Flaschen gegen Pfand ein. Die teuren Flaschen aus dem Kiosk vor Hov wollte man hier nicht annehmen, und so mußten wir sie mitschleppen. So begab es sich also, daß wir trotz größter Eile in Zeitnot gerieten und erst um 13:55 Uhr auf dem Schiff waren.


Abenstimmung mit Langeland III und Molespringern

Die Überfahrt gestaltete sich wieder relativ eintönig, aber zum Glück bekamen wir einen sonnigen Sitzplatz. Außerdem sahen wir zufällig auch den Obelix und Asterix, gaben uns ihnen aber nicht zu erkennen. Auf der Suche nach seiner Sonnencreme auf dem Auto- und Fahrraddeck löste Gernot versehentlich die Alarmanlage eines übervorsichtigen Fahrzeughalters aus, obwohl er den Wagen noch nicht einmal berührt hatte. Zum Glück entkam er unerkannt. Kurz vor dem Anlegen erspähten wir noch eine mega-häßliche Ratte in einem Van, die sich zudem bereitwillig fotografieren ließ.
Das Verlassen des Schiffes verlief nicht ohne Schikanen, denn ein böser Schiffsangestellter, der anscheinend nicht wußte, daß wir die Mommsens sind, hielt Gernot mit brutaler Gewalt davon ab, die Fähre vor den Autos zu verlassen, was dazu führte, daß wir getrennt wurden, denn Ulfried war ihm gerade noch entwischt. Als Gernot endlich hinausdurfte, schickte ihn ein anderer Angestellter auch noch in die falsche Richtung, dank des Mommsen-Detektors fand er Ulfried jedoch schnell wieder.
Bei Frau Aner luden wir kurz unser Gepäck ab und flitzten in die Stadt (es war kurz nach fünf), um Postkarten und Briefmarken zu kaufen. Ersteres gelang, aber der Briefmarkenautomat (die Postbeamten hatten natürlich schon Feierabend), den wir nach einem 1-l-Stracciatellaeis von Coop, wo Ulfried nur unter großen Umständen seine Bonaqa-Pfandflasche loswurde, aufsuchten, gab nach 10x 80 Pf-Briefmarken ohne Begründung den Geist auf (vermutlich wurden die Automaten bei der Post auch in den Beamtenstand erhoben).
Geneigter Leser, leider können wir Ihnen dieses Etwas nicht vorenthalten. Wir wissen, es sieht scheiße aus, aber lassen Sie bitte dennoch nicht das Buch fallen, sondern lesen Sie noch schnell die Erläuterungen auf der nächsten Seite. Danach sei Ihnen eine Kaffee-Sahnetorten-Pause vergönnt.
Zu Hause gab es dann "Adventure Indonesischer Reistopf" (den hatten wir von unserer Langeland-Tour noch übrig) und Grünkern, und nachdem wir uns frischgemacht hatten, ging es zum Tucholsky. Auf dem Weg dorthin wurden wir von mehreren verführerischen Mädels angemacht, leider waren wir auf dem Fahrrad und die Mädchen zu schnell um die Ecke gebogen.
Kurz vor dem Tucho wurden wir dann von einem gräßlichen Ungeheuer angefallen. Ein unbeschreiblich häßlicher Penner fragte uns: "Kannse mir mal mit 'ner Mark helfen?" Das haute uns von den Socken, so etwas hatten wir noch nicht erlebt. Zudem war der Arsch auch noch total aufdringlich und ließ sich nicht abwimmeln. Also versuchten wir, das Beste daraus zu machen, und verlangten für die Mark, ein Foto von ihm machen zu dürfen. Der Penner zog vor der Kamera allerdings ein so beschissenes Gesicht, daß sich das Zelluloid des Films vor Schmerz verkrümmte. Am Eingang des Tucho sprachen uns ein paar Bratzen prompt auf den Vorfall an, wir konnten sie aber galant abwimmeln.


Geneigter Leser, leider können wir Ihnen dieses Etwas nicht vorenthalten. Wir wissen, es sieht scheiße aus, aber lassen Sie bitte dennoch nicht das Buch fallen, sondern lesen Sie noch schnell die Erläuterungen auf der dieser Seite. Danach sei Ihnen eine Kaffee-Sahnetorten-Pause vergönnt.

Im Tucholsky wollte es trotz mehrerer Tequilas (braun) und Weißbier nicht so toll werden, also gingen wir ins "Exil", wo eine sehr attraktive Dame saß und der geniale Film "Der bewegte Mann" lief. Dies rettete den Abend, und man ging in freudiger Erwartung von viereinhalb Stunden Schlaf ins Bett, da wir am folgenden Tag um 9:00 Uhr unseren schwedischen Besuch abholen mußten.





Inhalt

Mittwoch, den 24.07.1996


Dieser Tagesbericht ist dem Adultus gewidmet.


An diesem Tage stand der Besuch von Gabriella Carlsson und Johanna Wren (dieses sind zwei junge, nette Schwedinnen, die Gernot zur Osterzeit in Taizé kennengelernt hatte) bevor. Früh (gegen 7:00 Uhr) standen wir auf, duschten, zogen uns fein an und frühstückten ausgiebig. Dann fuhren wir schnell zum Schwedenkai, da dort gegen 9:00 Uhr die "Stena Germanica" (so hieß das Schiff der Fährlinie Stena Line) einlaufen sollte.


v.l.n.r.: Bürgersteig, Gabriella Carlsson, Johanna Wren, Heck von Rentnerauto.

Wir waren um Punkt neun Uhr an Ort und Stelle und setzten uns in den Gang, den die ankommenden Passagiere zu passieren hatten, holten Handy und Zeitung heraus und warteten. Nach gut 20 Minuten und vielen Fahrgästen, die an uns vorübergingen, tauchten die Ersehnten endlich auf.
Als wir mit diesen in die Stadt gingen, fiel uns im Augenwinkel auf, daß unsere Fahrräder prächtig harmonierten. In der City kauften die Mädchen und wir zuerst ein paar Postkarten und dann im Postamt Briefmarken (der Automat hatte noch Urlaub). Dann marschierten wir mit ihnen zum Zoologischen Museum und besichtigten dort ausführlichst zuerst die Tier- und dann die Völkerkunde-Ausstellung.
Dabei erfuhren wir unter anderem, daß auf einer Pazifikinsel ein altes Weib einen Wert von zwei Schweinen hat, eine junge Frau ist jedoch fünf bis zehn Schweine wert. Außerdem erkannte die Museumswärterin uns als die Mommsens und bat uns gleich darum, uns ins Gästebuch einzutragen. Nach diesem Museumsbesuch war zwar unser Wissenshunger fürs erste gestillt, aber unsere Mägen knurrten so laut, daß die vorbeigehenden Passanten sich ängstlich nach einer wilden Bestie umsahen.
So begaben wir uns umgehend in die Markthalle, um uns von dem dort ansässigen Italiener kulinarisch verwöhnen zu lassen. Auf dem Weg dorthin fotografierten und bestaunten wir einen unablässig redenden Verkäufer, der permanent Lebensmittel kleinschnitt und seinem Publikum "Solinger Messer" aufschwatzen wollte, und eine Street-Band, die einen echt guten Bassisten hatte, der ganz cool seinen Kontrabaß zupfte. Außerdem erstanden wir beim Coop Bonaqa, denn wir wollten beim Italiener kein überteuertes oder gar dänisches Wasser kaufen.
Während des Mahls tauschten wir uns ausgiebig mit den Mädchen aus. Als wir aufbrechen wollten, schien es so, als möchte man unser Geld nicht haben, denn die Rechnung ließ eine halbe Stunde auf sich warten. Danach machten wir uns auf den Weg ins Kieler Aquarium, welches nicht uninteressant war, da es dort eine Vielzahl an lebenden und vielfarbigen Meeresorganismen zu bewundern gab. Besonders beeindruckend waren ein blauer Riesenhummer, zwei Katzenhaie, ein Teufelsrochen, ein riesiger Schwarm Heringe (dieser schwamm mit großer Geschwindigkeit ständig im Kreis), eine Mittelmeermuräne, bunte Doktorfische und die fast perfekt getarnten einheimischen Schollen (die perfekt getarnten Schollen haben wir leider nicht gesehen).
Anschließend begaben wir uns zum Mondspiegel, einem schönen, idyllischen, fernab der Zivilisation gelegenen, kleinen See, in dem sich der Mond (lat.: luna) des Nachts spiegelte und sich seiner Schönheit bewußt machte. Dort sind auch verliebte Liebespaare anzutreffen. An dieser Stelle machten wir alle bis auf Ulfried, der schnell nach Hause lief, um das Logbuch und einen bestimmten Brief, der just in diesem Moment seiner Bestimmung zuzuführen war, zu holen, Pause.
Als wir wieder alle beisammen waren, vollzogen Gabriella und Johanna einen exquisiten Gasteintrag in das Original-Mommsen-Logbuch. Außerdem machten wir im Düsternbroker Gehölz einige interessante Fotografien in Anlehnung an den berühmten und sehenswerten Kinofim "Texas" von und mit Helge Schneider. Zu guter Letzt schlenderten wir zum Kunstmuseum, wo eine Frau, die sich für geeignet und berechtigt hielt, uns Vorschriften zu machen (welch eine Blasphemie!), erst verlangte, daß wir die Taschen einschlossen, und nachher auch noch 5 DM Eintritt von uns eintreiben wollte. Da uns nur noch etwa eine halbe Stunde Zeit blieb (unsere weiblichen Gäste mußten um ca. 18:30 Uhr aufs Schiff zurück), verzichteten wir auf den Besuch im Kunstmuseum und setzten uns an ein lauschiges Plätzchen im Grünen, um interkulturelle Verständigung zu pflegen.
Als sich der Aufbruch zum Hafen nicht mehr herauszögern ließ, brachen wir zum Hafen auf. Unterwegs sprang uns Mommsens ein interessanter Hinweis ins Auge, und zwar entdeckten wir ein Plakat des sogenannten "MAX", der vielgerühmten Studenten- und Kult-Diskothek, auf dem sogar die Adresse vermerkt war.
Der Abschied von Johanna und Gabriella fiel uns, das müssen wir zugeben, sehr schwer, ihnen fiel er aber noch, verständlicherweise, viel schwerer. Das Dumme war nur, daß wir nachher den Terminalboden des Schwedenkais von ihrem Tränenwasser säubern mußten. Ganz zum Schluß, kurz bevor sie durch das Check-In-Pförtchen verschwanden, zeigten uns die beiden noch ihre Reisepässe, wobei sich überraschenderweise herausstellte, daß Johanna keinen schwedischen, sondern einen amerikanischen besaß, denn sie hatte die amerikanische Staatsbürgerschaft.
(Was will der Autor damit sagen. Schreiben Sie bitte einen zwanzigseitigen Aufsatz über diesen Abschnitt, bevor Sie weiterlesen.)
Zu Hause angekommen aßen wir etwas und beschlossen, unser Vorhaben, das "MAX" zu besuchen, zu verwirklichen. Es war weiter entfernt gelegen als das Tucholsky und eigentlich keinen Blick wert, denn die Atmosphäre am Eingang war schon unter dem Gefrierpunkt und die sterile Innenausstattung sowie das Personal, das ebenfalls steril zu sein schien, widerten uns einfach an.
Kaum eingetreten schwulte uns nämlich ein, ja man möchte sagen Pseudo-Student, der das dritte Semester in Gebärdensprache und Sozialpädagogik zum sechsten Mal durchlief, an und ließ aus seinem nach altem Saumagen stinkendem Maul verlauten: "Ööhhlmmhey, dash koshtet aber Eintritt, ne?!" Als wir ihn nach dem Preis fragten, reckte er seine Kiefer weit auseinander (man konnte sogar den verschimmelten Pansen zwischen seinen großen Zahnlücken deutlich erkennen) und stammelte: "Wlöääh, mbldaa, daa, daaa weiß ich nich. Da bin ich nich für zhuständich. Ich bin doch nich die Kasshe, ne." Ganz klare Sache, wir schlugen ihn zu Brei und verließen enttäuscht das Etablissement.
(Übrigens, geneigter Leser, wir wollen Sie zwar nicht verprellen (obwohl uns das eigentlich scheißegal ist und am Arsch vorbeigeht, da Sie das Buch ja schon gekauft haben), aber Sie kleiner Schummler haben nicht den geforderten 20-Seiten-Aufsatz geschrieben und trotzdem weitergelesen. Wir geben Ihnen an dieser Stelle eine letzte Chance. Und versuchen Sie ja nicht, uns mit extrem kleinen Seiten, großer Schrift oder ähnlichem Humbug anzukommen. Sollten Sie auch diese letzte Gelegenheit nicht nutzen, wird sich Ihr schönes und geliebtes Exemplar des Mommsen-Logbuches in Luft auflösen.)
(An dieser Stelle möchten wir auf ein kleines Gewinnspiel für unsere Leser hinweisen. Seine Leiche (also die vom MAX-Arschloch) fand man noch nicht, denn zwei unbekannten Täter wandten einen neuen Trick an, um die Spuren zu verschleiern. Nach seinem unglücklichen Tod wurde das Opfer nämlich umso glücklicher zerstückelt. Sie, geneigter Leser, sollen uns nun die Einzelstücke, die über ganz Deutschland verstreut sind (wie wir aus unbekannter Hand erfahren haben), zusammensammeln, bis man wieder ein harmonisches Ganzes erhält. Als Belohnung bekommen Sie ein Jahresabo der in Kürze erscheinenden, in aller Welt begehrten "Mommsen-News". (Kleiner Tip: Bei diesem Gewinnspiel haben Sie die Möglichkeit zu mogeln. Wie wir wissen, verkommen solche Leichenteile ja schnell, das heißt, daß wir sie nicht mehr eindeutig identifizieren können. So besteht für Sie die Möglichkeit, uns die Stücke eines fremden Doubles unterzujubeln. Wie sie da herankommen, ist Ihre Sache. Die Mitglieder des Mommsen-Clans sind als Double nicht zugelassen!) Übrigens sind wir, der Rechtsweg und der Linksweg vom Gewinnspiel ausgeschlossen.)
Also machten wir uns auf den Weg zum Tucholsky, der sich als etwas schwierig erweisen sollte, denn wir kannten bisher ja nur den Anfahrtsweg von der Lindenallee aus. Außerordentliche Schwierigkeiten bereitete uns dabei der Knooper Weg: Egal wie wir fuhren, wir landeten immer auf seinem Asphalt. Nach ca. 45 Minuten hatten wir unsere Stammdisco endlich gefunden, aber irgendwie war es an jenem Abend besonders scheiße. Es tanzten diesmal weder schöne Mädchen vor unserem Tisch, noch setzte sich irgendeine zu uns. So gingen wir ins "Exil", um uns "My private Idaho" mit Keanu Reeves und River Phoenix anzusehen. Gernot saß neben zwei Mädels, die sich weniger für ihn als mehr füreinander interessierten, was sich durch intimen Körperkontakt äußerte. In der Nähe Ulfrieds räkelte sich die Exil-Schönheit, die uns schon bei den vorigen Malen aufgefallen war, und betonte ihre markanten Stellen. Der Film gestaltete sich als zu tiefsinnig für die ermüdeten Mommsens.
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, stand der Scheiß-Penner (entschuldigen Sie bitte diesen derben Ausdruck, aber es ist der einzig zutreffende) vom Vortag am Ausgang des Tucho und ließ wieder seinen "Kannse mir mal mit 'ner Mark helfen?"-Spruch ab. Unsere Fäuste wären fast auf ihn hinabgesaust, wenn wir es nicht eilig gehabt hätte. So entfuhr dem sauren Ulfried nur ein ärgerliches "Sie Ratte, Sie haben doch am gestrigen Tage schon eine harte D-Mark von uns erhalten!"
Zu Hause glücklich angekommen warfen wir uns ins Bett, Gernot schrieb noch die letzten Postkarten, und wir freuten uns darauf, ausschlafen zu können.





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Donnerstag, den 25.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Meike R. gewidmet.


Am Morgen schliefen wir lang und gut (bis ca. 11:30 Uhr), und bester Laune nahmen wir das Mittagessen zu uns (aufgrund der vorgerückten Stunde ließen wir das Frühstück ausfallen). Das geplante Rasenmähen mußte wegen der Grasnässe verschoben werden, und so schrieben wir unsere Postkarten und Briefe zu Ende, um sie daraufhin zur Post zu bringen.
Als die Sonne herauskam, fuhren wir nach Schilksee an den Strand, denn es war tolles Badewetter. Nach einer Abkühlung im Meer ruhten wir uns auf den Wellenbrecherfelsen aus. Da befremdeten uns plötzlich einige getuschelte, gerülpste Befehle der Strandaufsicht. Zuerst ertönte aus den Lautsprechern: "Geht ihr bitte da runter!". (Das Leerzeichen zwischen "da" und "runter" wurde zur Verwirrung der Menschheit nicht ausgesprochen!) Niemand wußte, wer gemeint war und wo dieser jemand hinuntergehen sollte, und da wir auf den Felsen sitzen blieben, verweilten die anderen Menschen auch.
Die zweite Durchsage irritierte uns vollends: "Ich fordere Sie zum letzten Mal auf..." (Der erste Teil war noch relativ klar, aber dann schienen die Stimmbänder des Sprechers auf unerklärliche Weise Wucherungen, Ekzeme und Knoten aufzuweisen. Man konnte nur noch ein Genuschel verstehen, das wir wie folgt deuteten:) "...den Hund unter die Leiter zu stellen." Da dieses hirnlos war, mutmaßten wir, es müsse heißen "...den Hund anzuleinen." Etwas später machte Ulfried den Interpretationsansatz "...von den Steinen zu gehen." Da die anderen Mauer-Sitzer keinen Streit suchten und auch wir verschwunden waren, schwammen sie zum Strand und machten sich, genau wie wir, über die Strandaufsicht lustig. Frau Aner sagte uns dann, sie habe verstanden "...das Radio leiser zu stellen." Völlig konfus über diese unfähige Aufsicht verblieben wir noch einige Zeit in Schilksee und genossen das schöne Wetter.


Dieses Bild spricht für sich selbst.

Bei Frau Aner zu Hause stellten wir Mommsens einmal mehr unsere botanischen Fähigkeiten unter Beweis, als wir einen Haufen Lupinen aus dem Mutterboden in einen mit Wasser gefüllten Eimer transplantierten. Dies ging relativ schnell, und nach einem leckeren Abendessen und einer anschließenden interessanten Unterhaltung mit der Hausherrin machten wir uns auf den Weg ins Tucholsky.
Kaum hatten wir einen schönen Sitzplatz ergattert, wagte es eine ganz Freche, uns in unserem Gespräch zu stören und um ein Bier anzuschnorren. Zur Strafe verlachten wir sie und erklärten Schleswig-Holstein zum Land der dreistesten Schnorrer. In einer gemütlichen Atmosphäre und bei einem schmackhaften Weizenbier maßen wir uns dann in einer Partie Schach, ohne uns um die an unserem Tisch schlangestehenden Mädchen zu kümmern.
Der geniale Film "Léon, der Profi" zog uns zu später Stunde in die Filmbar "Exil". Nach dem Movie verließen wir die Arena und wollten uns nach Hause begeben, vorher mußten wir jedoch an dem Scheusal (Scheiß-Penner vom Vortag, ihr kennt die Sau) vorbei, das uns mal wieder anschnorrte mit "Kannse mir mal mit 'ner Mark helfen?" Erhobenen Hauptes schritten wir an ihm vorüber und ignorierten ihn wie eine am Boden zertretene "Pommes". Vor dem Einschlafen beschäftigten wir uns noch mit Bakterien, Viren und Antikörpern.





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Freitag, den 26.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Humpty Dumpty gewidmet.


Nach einem fast ausreichenden Schlaf (von 3:30 Uhr bis 11:00 Uhr) spurteten wir los, um noch vor der Mittagspause der Geschäfte Postkarten für Christine Haase und Rana Chati zu kaufen, bei der Post eine Adresse nachzuschlagen, im Hauptbahnhof Tickets und Fahrpläne für die Rückfahrt zu organisieren und zuletzt bei Karstadt Reiseproviant zu erstehen. Dort fand Gernot auch Zuwachs für seine umfangreiche Dosensammlung.
Einen Teil des erstandenen Essens verzehrten wir im Tal vor dem "Franz", und wir beobachteten eine Horde Spatzen, die einer hinkenden Taube erfolgreich Konkurrenz beim Krümelfangen machten. Zurück in der Lindenallee nahmen wir erst das Mittagsmahl ein und mähten dann endlich den Rasen (das wurde auch höchste Zeit).
Danach fuhren wir mit unserer Gastgeberin nach Dänisch-Nienhof und genossen dort die einmalige Steilküsten-Landschaft. Nach einem langen Spaziergang am Strand speisten wir vorzüglichen Fisch in einem Restaurant und beobachteten dabei einen milden Mob, der, aus dem Wald gekommen, auf einem DLRG-Turm und einer Kinderschaukel spielte.


Religionsbuchtreppe von Dänisch-Nienhof in den Mommsen-Himmel.

Danach fuhren wir ein wenig durch die Umgebung, sahen jedoch die Megalithengräber, die uns Frau Aner zeigen wollte, nicht. Nachdem wir wieder zu Hause angekommen waren, kehrten wir das Gras, das wir am Mittag gemäht hatten, zusammen. Dann wurde das restliche Gepäck gepackt, und wir machten einen letzten Spaziergang zum Hindenburgufer. Am späten Abend schmierten wir uns Butterbrote und diskutierten heftigst über Markenkleidung, Modeschöpfer und Langhaarige, die nicht in der Bank arbeiten dürfen. Um ein Uhr beschlossen wir dann doch, langsam ins Bett zu gehen, da wir um fünf Uhr wieder aufzustehen hatten.





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Samstag, den 27.07.1996


Dieser Tagesbericht ist Reinhold M. gewidmet.


04:59:59 Uhr. Der Wecker klingelte eine Sekunde später unerbittlich und machte uns wach. Schnell duschten und frühstückten wir und düsten nach herzlichen Abschiedsszenen zum Bahnhof. Um 7:20 ging es los nach Hamburg, wo wir um 8:44 Uhr ankamen.
Während Gernot den Fahrrad-Lift benutzte (welch unerwarteter Service), trug Ulfried sein Bike die Treppe hoch und wieder hinunter zum entsprechenden Bahnsteig, war letztendlich aber schneller, da der Lift klein und häufig frequentiert war. Gernot knüpfte dabei gleich Kontakt zu zwei Dänen, die eigentlich Holländer waren (wie wir später herausfanden), die auf dem Weg nach Emmerich waren. Dann trafen wir noch auf ein Mädchen, das eine Woche allein durch den Norden Deutschlands gebiked war und nach Essen fuhr. In Hamburg wurden wir dann schließlich noch von einem Typen um "Kleingeld für ein Baguette" angeschnorrt, konnten ihn aber glücklicherweise abwimmeln.
Schließlich kamen wir mit dem 9:23 Uhr-Zug um 10:39 Uhr in Bremen an. Flugs ging es zum Gleis 10, wo uns um 11:05 Uhr der Zug nach Osnabrück mitnehmen sollte. Dieser wurde zunächst als verspätet gemeldet, dann (man muß sich vorstellen, daß bis zu 50 Fahrradfahrer mit ihren Drahteseln auf diesen Zug warteten) war die Tiffähy im Lautsprecher so unverschämt zu sagen: "Der Zug nach Osnabrück, planmäßige Abfahrt 11:05 Uhr, nimmt heute keine Fahrräder mit."
Dies löste eine kleine Revolution aus, die Radfahrer beschmissen sich gegenseitig mit ihren Klingeln, und die Frau im Lautsprecher wurde zusehends nervöser, da sie um ihr Leben bangen mußte. Sie faßte jedoch ihren letzten Mut zusammen und wiederholte energisch immer wieder ihre Durchsage mit dem Hintergedanken "Haut doch endlich ab!" Der danach eintreffende Zug nach Hamburg wurde auf Gleis 8 verlegt, und wahre Menschenmassen setzten sich in Bewegung. Als der erwartete Zug, also unser Zug, um ca. 11:10 Uhr eintraf (um 11:07 sagte die Dame noch: "...fährt planmäßig ab um 11:05 Uhr."), stürmten Myriaden Menschen zu diesem und trampelten sich gegenseitig auf ihre Quadratlatschen.
Wir Mommsens blieben cool und amüsierten uns über dieses Schauspiel. Schließlich kam es dann, daß eben fast alle Radfahrer auf dem Gleis stehenblieben, so auch wir. Wir warteten eine Stunde und stellten in dieser Zeit Bewertungslisten der Bahnhöfe auf (siehe Anhang). Plötzlich holte uns eine quäkende Stimme aus unserer Konzentration. Sie kam von einer Mischzüchtung zwischen chinesischem und neapolitanischem Erbgut und ließ verlauten: "Häi, habt ihl zwei Malk, die fehlen mil nämlich noch, damit ich mit dem nächsten Intel-Legio weitelfahlen kann? Sonst müßte ich so lange walten." Wir scheuchten den Kerl sofort davon, indem wir unsere Zähne fletschten.
Um 11:52 Uhr lief dann endlich ein passender Zug ein, mit dem wir mitfahren konnten. Er besänftigte uns etwas, denn er besaß ein sehr großes Fahrradabteil, und es waren sogar reichlich Sitzplätze frei. Schließlich saßen wir in einem recht schönen Waggon, beobachteten die Landschaft, wie sie im Zuge links und rechts an uns vorbeizog.
Uns gegenüber saß eine ältere Dame, die uns vergiftete Bonbons andrehen wollte, aber wir nahmen nichts von Fremden an, wie unsere Mutter uns schon von klein auf gelehrt hatte. In der Sitzgruppe schräg vor uns hing ein rotzfrecher, kleiner Bengel namens Sven, der die Nerven und den Geduldsfaden seines mitfahrenden Großvaters aufs Äußerste spannte. Ständig faselte er von Hundeköpfen, die auf Autos geschraubt werden sollten, dressierten Wölfen, die einem die Nase abbeißen und dann besser riechen könnten. Zudem stieg ein Mann zu, dessen perfekt gerollte Locken dem kernschwulen O. vor Neid den Schweiß auf die fliehende Stirn treiben würden. Dessen wahrlich nicht unattraktive Begleiterin (kein Wunder bei diesen Locken) bekleckerte bei dem Versuch, Joghurt zu essen, sich und ihren Freund, was bei uns ein wenig Befremden auslöste.
Als wir um 13:32 Uhr in Osnabrück einfuhren, hatten wir genügend Zeit und luden gemütlich unsere Räder aus. Doch was dann geschah, schlug uns mit Baffheit. Ein etwas älterer Bahnbeamter fragte uns des Weges, und wir antworteten ihm ausnahmsweise wahrheitsgetreu, daß wir nach Münster wollten. Sofort begann er zu überlegen, wie er uns möglichst schnell und komfortabel auf das entsprechende Gleis (4) bringen könnte. Er wendete sich dann für kurze Zeit ab, um erst die lästigen und rumpöbelnden Radfahrer, die nach Böhne wollten, auf ihr Gleis zu verfrachten. Danach betreute er uns den gesamten Weg bis zu unserem Gleis.
Wir fuhren erst mit dem Aufzug ins Parterre und von dort aus durch die dunklen, feuchten, abgehangenen DB-Katakomben zu einem geheimen unterirdischen Fahrstuhl. Unterwegs fanden wir auch den heiligen Gral, ließen ihn aber aus Bescheidenheit liegen und blieben wegen der Solidarität bei der Gruppe. Dieser Fahrstuhl liftete uns direkt auf das Gleis 4, wo auch schon unser Zug mit großzügigem Fahrradabteil (diesmal für nicht ganz so viele Räder wie im vorherigen Zug) wartete.


Unterirdische DB-Katakomben. Der heilige Gral befindet sich hinter der Betonwand unter der dritten Neonleuchte auf der linken Seite.

Bequem saßen wir im Abteil und freuten uns auf die Fahrt nach Münster, welche gegen 14:09 Uhr beginnen sollte. Aufgrund der Verspätung eines Anschlußzuges verschob sich diese jedoch um ca. 5 Minuten. Dann entdeckten wir auf einmal den 2-DM-Schnorrer von Bremen, der in dem Zug nach Osnabrück anscheinend dreisterweise gar 1. Klasse gefahren war.
Auch in Münster (Ankunft: 14:59 Uhr) waren die Bahnangestellten (diesmal die niederen) sehr entgegenkommend. Ein Putzer ließ Gernot mit dem Fahrrad per Lastenaufzug durch die Fahrrad- und Paketabteilung in den offiziellen Unterbau des Bahnhofs, von wo aus das Hinaufsteigen zu unserem Zug, der übrigens ein Radabteil ganz für uns allein zur Verfügung stellte, ein Klacks war. Wir mußten uns hier von den freundlichen Holländern verabschieden, zuvor schossen wir aber noch ein Erinnerungsfoto.
Im Zug nach Lünen war der Ticketmeister mit dem großen Bart etwas besorgt um unsere Räder und gab uns Tips, wie sie sicher aufzustellen seien. Der 2-DM-Schnorrer verließ uns zum Glück ebenfalls, wir lichteten auch diesen Frevler ab. Die letzte Etappe nach Lünen war Formsache, und gemeinsam fuhren wir mit den Fahrrädern in unsere angestammten Wohnsitze, wo uns das Personal mit offenen Armen empfing. Es war eine wunderschöne Reise, die leider viel zu schnell ein Ende fand.


Stimmung





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Anhang 1 - Stammbaum der Ge-Brüder Rilke







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Anhang 2 - Bewertung der Bahnhöfe auf unserer Reise



Bewertungskriterien:
a) Pünktlichkeit der Züge
b) Freundlichkeit der DB-Beamten und DB-Angestellten
c) Fahrradfreundlichkeit (z.B. Lift oder Rampe)
d) Action (z.B. pöbelnde Punks)

Bewertungsskala:
0: grottenschlecht
1: übel
2: dürftig
3: erträglich
4: angenehm
5: traumhaft


Hinfahrt:
Lünen
a=3 b=3 c=1 d=1 Gesamt=8

Dortmund
a=4 b=3 c=2 d=3 Gesamt=12

Bielefeld
a=4 b=4 c=3 d=2 Gesamt=13

Celle
a=0 b=0 c=1 d=5 Gesamt=6

Uelzen
a=0 b=3 c=4 d=3 Gesamt=10

Lüneburg
a=3 b=4 c=2 d=4 Gesamt=13

Lübeck
a=3 b=3 c=1 d=3 Gesamt=10

Kiel
a=4 b=2 c=4 d=3 Gesamt=13


Rückfahrt:
Kiel
a=4 b=4 c=4 d=3 Gesamt=15

Hamburg
a=3 b=3 c=5 d=3 Gesamt=14

Bremen
a=0 b=0 c=0 d=4 Gesamt=4

Osnabrück
a=3 b=5 c=5 d=3 Gesamt=16

Münster
a=4 b=4 c=3 d=2 Gesamt=13

Lünen
a=3 b=3 c=1 d=1 Gesamt=8





Inhalt

Anhang 3 - Zitate



Schnorrer-Zitate:
"Hasse ma ne Zigarette für mich?"
"Kannse mir mal mit 'ner Mark helfen?"
"Uns fehlt noch 'ne Mark zum Drink."
"Habt ihr nich 'n Bier für mich?"
"Haste mal Feuer?"
"Hasse ma 'n bißchen Kleingeld für'n Baguette?"
"Habt ihr mal 'n spitzen Gegenstand oder sowas für mich?" (Plumpel)
"Häi, habt ihl mal zwei Malk, die fehlen mil nämlich noch, damit ich mit dem nächsten Intel-Legio weitelfahlen kann? Sonst müßte ich so lange walten." (gengemischter Neapel-Pekinese)

Typ vom "MAX":
"Ööhhlmmhey, dash koshtet aber Eintritt, ne?!"
Und auf die Frage, was es denn koste:
"Wlöääh, mbldaa, daa, daaa weiß ich nich. Da bin ich nich für zhuständich. Ich bin doch nich die Kasshe, ne."

Die Bahnhofssprecherin im Auftrag des feigen Schaffners in Bezug auf die Punks:
"Der Zug kann leider nicht weiterfahren, da erst unerwünschte Personen entfernt werden müssen!"

Zugpassagier zeigt auf abgeschlossene Toilette:
"Sitzt da etwa wieder so ein Dauerparker?"

Ulfried zu den Blasenschwachen vor der verbauten Toilette:
"Einfach hochziehen und ausspucken!"

Der unfreundliche Bahnschaffner in Bezug auf die sorgfältig im Abteil verstauten Räder:
"Also so geht das nicht. Wenn hier jeder macht, was er will, brauchen wir gar nicht mehr zu fahren."
Kommentar der Mommsens dazu (als der Schaffner um die Ecke gebogen war):
"Hast recht, du Arsch."

Kleines Kind auf die Frage, ob Hunde sprechen können:
"Doch, er kann sprechen, wenn er einen wiedereingebauten Kopf hat."

Ulfried zum Baden im eiskalten Wasser: "Voll die Martha!"

Gernot zu unkoordiniert wild auf der Wiese rumspringenden Leuten: "Die hat wohl was gebissen!"





Inhalt

Anhang 4 - Diesen Personen sind die Tagesberichte gewidmet



05.07.1996 Andreas S., ein kleiner, unbeliebter, frecher Trotzkopf
07.07.1996 Das Monster aus Taizé, unbeschreiblich häßlich
10.07.1996 Der BÖHSE dumm-harmlose Björn S.
12.07.1996 Jürgen K., stinkreicher Fahrlehrer, der Gernot das letzte Geld aus der Tasche gezogen hat
14.07.1996 Jabba the Hutt, krötenfressendes Star Wars-Genre, ähnelt einem schleimigen Dottersack, ein ähnliches Wesen befindet sich auch in unserer Stufe
15.07.1996 Gregor Samsa, hinfälliger, unverstandener, alleingelassener, vom Apfel schwer getroffener Käfer, kommt in der Autobiographie Franz Kafkas, "Die Verwandlung", vor
16.07.1996 Dr. Peter L., dauerschwangerer Deutsch- und Englischlehrer mit großer Pocke, hat über James Joyce "Ulysses" promoviert, unterrichtet Ulfried in seiner Muttersprache
17.07.1996 Herter und Kalisch, arrogante, aus Fahrradteilen bestehende, großschnäuzige Bike-Prolls, die versuchen einen Laden zu unterhalten, richten sich grundsätzlich nach dem "neuesten Schrei", markante Erkennungsmerkmale: Karbonhals, Riff-Raff-Jacken und eine gräßliche Visage (siehe auch das Gleichnis)
18.07.1996 Stefan O., auch bekannt als das kernschwule O., super-aufgedrillte Locken, schminkt sich gerne, zieht gelegentlich auch Frauenkleidung an, ist praktisch schon eine Frau, worauf seine Hühnerbrust eindeutig hinweist, deutliche Artikulationsprobleme kommen hinzu, läuft zu jeder Gelegenheit hochrot an, daß es über Kilometer hinweg leuchtet
19.07.1996 Christian M. (I), bekannt als Großmeister Mörti, bester Freund aller und Liebling der Massen, ist soo charmant und nett, daß man mit einem IQ über 100 das kalte Kotzen kriegt
20.07.1996 Jens J. und der Adolf-Statist, Jens J. ist begabter Psycho-Philosoph, spielt die Bassgitarre mit Elan, bei den Mädchen nicht unbeliebt; Adolf Statist ist bei seinem Anblick der Verzweiflung nahe, ansonsten eine unscheinbare Person mit offenem Kopf
21.07.1996 Christian M. (II), hält momentan den Titel des "Kuchenklaus", praktisch nur unter diesem Titel bekannt, völliger Basketballfanatiker, Kuchenliebhaber, ansonsten sehr nett und gut umgänglich
22.07.1996 Sebastian G., besser bekannt als "Buba der alte Affe" oder "Fisch", schlaksiger, unbeholfener Stumpen, trägt, seitdem er seine einzige und erste Freundin hat, feine Lackschuhe, freundlich und zuvorkommend, hat aber noch nicht begriffen, daß er mit dem Rauchen aufhören sollte
23.07.1996 Torsten A., bekannt auch als "Torten Thorste", absoluter Computerspiel-Fanatiker mit zerzauster Frisur, lieb und nett, trägt markanten Parka und Top-Fit-Sportschuhe
24.07.1996 Christian S., der "Adultus", kleines Sensibelchen, wird gern von anderen zum Abreagieren genutzt, was er selber so gewollt hat
25.07.1996 Meike R., oder Reike M., elende erwachsene Kaffeeklatschtante, trägt penetrant-mißlungene Dauerwellen
26.07.1996 Humpty Dumpty, behinderter Tunichtgut mit Scheiß-Lederkappe und auffälligem Zinken im Gesicht
27.07.1996 Reinhold M., Helge S.' bester Freund, begleitete uns bereits auf mehreren Touren, betreibt leider zu wenig Körperpflege





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Anhang 5 - Besondere Personen, die sonst noch genannt werden müssen



Der Boss ist ein dicker, tappsiger Tanzbär, der mit seinem Oberlippenbrenner vor dem Ladenlokal zum Lachen bringt. Privat heißt er Thomas B.. Ein genialer und obercooler Mathematiklehrer ist Dr. Hartmut B.. Er hat sogar ein Buch veröffentlicht und will wieder ins warme Spanien zurück. Rana C., eine libanesische Schönheit, hingegen zieht es vor, temperamentvoll starken Einfluß auf die Männerwelt zu nehmen. Mit Willi K. und Kalle H. kann man Ernie und Bert vergleichen. Ebenfalls aus der Sesamstraße stammt das Krümelmonster, das wir leider diesmal zu Hause lassen mußten, da wir von unseren Equipment-Providern nur eine geringe Ration Kekse zur Verfügung gestellt bekamen. Richtig anstrengen mußte sich der New-Ark-Typ vom "Reiselädchen", als er versuchte, uns freundlicherweise deutlich zu machen, daß es in New Jersey einen Flughafen namens [nju...ooahrrck] gäbe, der Manhattan näher liege als die New Yorker Flughäfen. Die Rose kann man nur als unvergleichlich und unwiderstehlich bezeichnen. Dem entgegen stellt Julia S. ein seltsam anzusehendes, gar lustiges Gewächs dar, welches uns immer bei guter Laune hält und zu philosophischen Überlegungen über die Artenvielfalt der Erde anregt. Sven-Heinz aus Taizé ist und bleibt letztendlich eine coole Sau.





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Anhang 6 - Das Gleichnis von Herter und Kalisch



Leider müssen wir dem geneigten Leser das Gleichnis an dieser Stelle aus rechtlichen Gründen vorenthalten. Unser Verlagshaus hat uns dafür leider keine Genehmigung erteilt. In besagtem Gleichnis sollen angeblich anständige Bürger aufs äußerste diffamiert und bloßgestellt werden. Das sehen wir natürlich anders, doch wollen wir uns unserem geneigten Verlag nicht widersetzten. Ach, manche Menschen verstehen einfach keinen Spaß oder sind zu klagefreudig. Verdienen tun dann echt wieder nur die Anwälte.





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Anhang 7 - Equipment-Providers



ALDI: Survival-Food-Packages
Bundeswehr der BRD: Gernots Day-Hiker-Rucksack und Ranger-Hut
Camel: Ulfrieds Lightweight-Backsack
Casio: Bordcomputer mit Speed-, Position- und Distance-Display
Centano: Full-Suspension-Bike für Gernot
Fuji: Digital-Photo-Equipment
Gritzner-Kayser: All-Terrain-Bike für Ulfried
Helly Hansen: Funktionelle Allwetterjacke mit Ventilationszippern, vielen Taschen und Cordura-1000-Verstärkung
Tokka Tribe: Snowboard-Extreme-Jacket, Tarnmuster, unkaputtbares Isodura-Obermaterial
Wanderlust: Thermodynamic-Isolation-Matte
Zeltbaukolchose, DDR: Multifunktions-Allwetter-Zelt in Leichtbauweise (Carbon)





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Anhang 8 - Wir danken



Ursula Aner, der Dame von "Camping Bagenkop", dem Typen von "Camping Hov Nordstrand", Jens-Ole Schneider, dem Seligmann-Gesicht, Gabriella Carlsson, Johanna Wren, der unbekannten Disko-Schönheit, dem "Tucholsky", dem "Exil", dem Coop, dem ALDI, Helge Schneider, Reinhold Messner

und natürlich UNS !!!




WICHTIGER HINWEIS: Alle genannten Personen - ob im Tagebuch oder Anhang - sind natürlich frei erfunden, und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt und zufällig.